Eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) zeigt, dass Ride-Pooling gerade bei jungen Leuten immer beliebter wird und ein Teil einer modernen Verkehrsinfrastruktur helfen kann, die Autolast zu senken. Ride-Pooling funktioniert ähnlich wie der Taxidienst, nur dass bei einer Fahrt auch weitere Fahrgäste aufgenommen werden und damit die Fahrtkosten gesenkt werden können. Ride-Pooling ist damit in der Lage, das ÖPNV-zu ergänzen zu ergänzen. Viele junge Leute können sich vorstellen, damit auf ein eigenes Auto zu verzichten.
Ride-Pooling als Baustein einer Verkehrswende
Corona für Mobilitätswende nutzen
Während Verkehrsminister Scheuer letzte Woche davon fantasierte, die Wirtschaft mit der zügigen Umsetzung von Straßenprojekten anzukurbeln und die Automobilindustrie eine erneute Kaufprämie fordert, gibt es vermehrt Stimmen, die verlangen, dass die anstehenden Wirtschaftsförderungen dafür genutzt werden soll, umweltfreundliche Technologien und Infrastrukturen zu fördern. Es geht aber auch schnell und einfacher wie dieser SZ-Artikel über Berlin zeigt. Auf Grund der Corona-Abstandsregeln können Städte relativ einfach neue und breitere Fahrradwege ausweisen.
Wenn das Virus die Autos wegdrängt
Die meisten Menschen schätzen die Kosten ihres Autos viel zu niedrig ein
Die Süddeutsche Zeitung berichtet von einer Studie in Nature, derzufolge die Menschen die Kosten für ihr Auto viel zu niedrig auf etwa die Hälfte der tatsächlichen Kosten einschätzen. So werden die monatlichen Kosten im Schnitt auf 204 geschätz, liegen aber tatsächlich im Schnitt bei 425 Euro. Bei realistischer Einschätzung würden die Leute deutlich mehr den öffentlichen Nahverkehr nutzen und der Autobesitz würde um ca. 37% sinken und damit die CO2-Bilanz des Verkehrs deutlich besser aussehen.
https://www.sueddeutsche.de/auto/autos-kosten-umwelt-1.4885295
Landfresser mit neuem Schild
Immer wieder trifft man auf Leute, die erstaunt sind, dass im Lechfeld eine Lechautobahn gebaut werden soll. Um so wichtiger ist es, die Menschen zu informieren. Jetzt sind gerade viele Fußgänger und Erholungssuchende im Lechfeld unterwegs. Eine gute Gelegenheit, die Leute darauf hinzuweisen, dass die Erolung bald vorbei sein wird, wenn es nach dem Willen der Auto(bahn)-Fans geht. Ludwig Asam hat vorgeschlagen überall Schilder aufzustellen. Wir haben angefangen und das schon etwas vergilbte Schild an Stefan Kreppolds Skulptur „Der Landfresser“ neben den Kissinger Bahngruben ausgetauscht. Weitere Schilder werden folgen.
Interessante Mitglieder in unserem Aktionsbündnis
In unserem Aktionsbündnis gegen die Osttangente gibt es viele interessante Persönlichkeiten. Eine möchten wir euch hier vorstellen.
Unser Mitglied Manfred Schmid wohnt in Augsburg und arbeitet dort als Straßenbahnfahrer. Auch fährt er fast alle privaten Strecken mit dem Fahrrad und besucht unsere Treffen regelmäßig per Rad wenn es sein Dienstplan zulässt. Bevor er vor ca. 35 Jahren Straßenbahnfahrer wurde, durchquerte er Europa als LkW-Fahrer. Inzwischen hat er 40 Jahre Erfahrung als beruflicher Verkehrsteilnehmer auf dem Buckel. Er kennt also die Verkehrssituation wie kaum ein anderer unmittelbar aus eigener Erfahrung. Um so mehr engagiert er sich gegen die Osttangente mit teils sehr originellen Beiträgen wie z.B. seinem Krokodilskostüm auf unserem Faschingsumzug oder einen individuell gestaltetem Fahrradanhänger mit Informationen zu aktuellen Themen der Stadt.
Anbei ein anlässlich seines 30-jährigen Jubiläums als Straßenbahnfahrer erschienener Artikel.
Wir wünschen Manfred noch viele aktive Jahre im Verkehr und bedanken uns für sein Engagement gegen die Osttangente.
Leserbrief zur Behauptung, die Osttangente würde die Verkehrssicherheit erhöhen
Kürzlich wurde in der lokalen Presse und bei Augsburg-TV über das Ergebnis der Unfallstatistik 2019 im Landkreis AIC-FDB berichtet. Das nahm Herr Eichstädt vom staatlichen Bauamt zum wiederholten Mal zum Anlass seine hanenbüchene Behauptung zu wiederholen, dass die Osttangente für eine Reduzierung der Unfälle sorgen würde. Wie er dies mit einer neuen Schnellstraße und der Zunahme des Verkehrs um ca. 15.000 Fahrzeugen pro Tag schaffen möchte, ist rätselhaft. Gleichzeitig wurde der für dieses Frühjahr angekündigte Termin zur Veröffentlichung der Voruntersuchungsergebnisse und der Trassenführung erneut verschoben, diesmal auf den Sommer 2020.
Unsere Beirätin Claudia Eser-Schubert hat hierzu folgenden Leserbrief am Samstag, den 11.4.2020 in der Friedberger Allgemeinen geschrieben:
Die Osttangente ist Geldverschwendung
Zu den Artikeln „Damit Unfälle nicht tödlich enden“ und „Bald neue Zahlen zur Osttangente“ vom 7. April:
Offenbar sieht das Staatliche Bauamt seine Felle bzw. seine Straßenplanungen davonschwimmen und muss jetzt offensiv für den Straßenbau werben. In seltenen Fällen ist ein Straßenumbau sinnvoll, ob er aber Leben rettet, ist unbewiesen, denn viele Faktoren können zu einem Unfall führen. Manchmal, und das beweist die Statistik eben auch, sind es die „kleinen Dinge“, wie z. B. Blitzer, die schon entschärfend wirken. Oft verführen gerade gut ausgebaute Straßen zum rücksichtslosen Rasen, was man sehr gut auf dem neuen Stück der B 300 zwischen Dasing und Aichach beobachten kann, bislang zum Glück ohne schwerwiegende Unfälle.
Die Planungen zur Osttangente scheinen derzeit zu stagnieren, hoffen wir, dass es so bleibt. Denn die Osttangente trägt nicht zur Verkehrsentlastung, sondern – wie die meisten Neubauten – nur zur Verlagerung des Verkehrs bei. Eine derartige Geld- und Landverschwendung gehört auf den Müllhaufen der Verkehrsgeschichte. Mobilität ist eine Zukunftsaufgabe und kann nicht mit Instrumenten aus der Mottenkiste angepackt werden. Das haben weder wir Bürger- Innen als Geldgeber, noch die Natur verdient.
Claudia Eser-Schuberth, Friedberg
Wer Straßen sät…
Bereits im Februar haben wir die Ergebnisse einer Untersuchung in den USA veröffentlicht, die sehr deutlich das alte Dogma „Wer Straßen sät wird Verkehr ernten“ untermauert siehe hier.
Diese Studie wird erneut eindrucksvoll durch eine weitere Studie in den USA der Organisation „Transportation for America“ bestätigt.
Die Studie kommt zu folgendem vernichtendem Ergebnis: Congestion-Report-2020-FINAL „Um die Staus in den städtischen Regionen zu vermindern haben wir mit unglaublicher Anstrengung hauptsächlich eine Strategie verfolgt: Wir haben Jahrzehnte und hunderte Milliarden Dollars ausgegeben, um Autobahnen auszubauen und neu zu bauen. Wir haben 30.511 Meilen neuer Schnellstraßen-Spuren in den größten 100 urbanen Zentren zwischen 1993 und 2017 geschaffen, was einem Wachstum von 42% entspricht. Diese Rate ist größer als das Bevölkerungswachstum von 32% in diesen Regionen in der gleichen Zeitspanne. Dennoch ist diese Strategie gänzlich gescheitert, das Stauproblem zu lösen.“
Diese Situation lässt sich auch auf Deutschland übertragen, wie in diesem SPIEGEL-Beitrag erläutert wird: Warum breitere Straßen nicht gegen Stau helfen.
Nachlese zur Kommunalwahl 2020
Jetzt ist die Kommunalwahl abgeschlossen und wir möchten hier eine kleine Nachlese aus unserer Sicht als Gegner der Osttangente geben.
Die Osttangente hat bei der Wahl nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Das ist nur natürlich, denn das staatliche Bauamt hat bisher keine neuen Planungsdaten vorgelegt und es hat sich im Prinzip seit Verabschiedung des Bundesverkehrswegeplanes wenig konkretes getan. So hatten wir nur recht wenig Gelegenheit, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen und andere Themen haben den Wahlkampf dominiert.
Dennoch war natürlich das Thema Mobilität auf Bundesebene mit unserem bayerischen Verkehrsminister ein Dauerbrenner in den Medien. Ob Tempo 130, Flugtaxis, Mautdesaster – unser Verkehrsminister hat seine Kompetenz eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Auf der anderen Seite wurde viel darüber berichtet, wie Kommunen versuchen buchstäblich neue (Rad-) Wege zu finden um zu verhindern, dass der automobile Verkehr weiter ungebremst wächst und Klima, Umwelt und Städte zerstört. Auch in unserer Region werden wir über vernünftige, klimafreundliche und umweltverträgliche Alternativen zum wachsenden Autoverkehr nachdenken müssen, auch wenn unser Verkehrsminister und viele Autofeteschisten das noch nicht realisiert haben.
Deshalb freut es uns, dass viele unserer Bündnispartner und viele unserer aktiven Unterstützer es in Gemeinde-, Stadt- und Kreisräte geschafft haben. Unserer Partnerparteien Grüne und ÖDP konnten viele Mandate hinzugewinnen wie z.B. in Königsbrunn, Augsburg, Augsburg Land und im Landkreis Aichach-Friedberg. Auf der anderen Seite haben die Parteien erhebliche Verluste erlitten, die die Osttangente befürworten.
Allen gewählten Mandatsträgern wünschen wir hiermit viel Erfolg und hoffen natürlich auch weiterhin auf kräftige Unterstützung gegen die Osttangente bzw. gegen die „Lechautobahn“, wie sie gerne von Christel Kamm genannt wird.
Jetzt sind wir natürlich alle mit dem Corona-Virus beschäftigt aber es wird auch wieder eine Zeit danach geben und dann werden Umweltthemen wieder ganz oben auf der Agenda stehen und damit auch die Verhinderung der Osttangente/Lechautobahn. Spätestens dann, wenn das staatliche Bauamt seine Verkehrsprognosen und seine Trassenplanung vorlegt, was eigentlich nicht mehr sehr lange dauern kann.
Wir wünschen euch allen und euren Familien Gesundheit und gute Widerstandskräfte
Wolfhard von Thienen
Gudrun Richter
Sprecher Aktionsbündnis Keine Osttangente
BUND Naturschutz kündigt Proteste bei der möglichen IAA 2021 in München an.
Weiterführung der IAA ist falsches Signal für Klimaschutz und Verkehrswende
Als Reaktion auf Presseberichte denen zufolge die Internationale Automobilausstellung (IAA) im Jahr 2021 in München veranstaltet werden soll, kündigt der BUND Naturschutz (BN) Proteste an. Der Vorsitzende des BN, Richard Mergner, kommentiert die Meldungen wie folgt: „Die IAA steht mit ihrer Fokussierung auf den motorisierten Individualverkehr und SUVs für eine Mobilitätspolitik von vorgestern. Dagegen werden wir in München gegebenenfalls genauso groß wie in Frankfurt protestieren.“
Mergner ergänzt: „Unser Protest richtet sich auch gegen die verfehlte Verkehrspolitik von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, der es bislang genau wie seine Vorgänger im Amt versäumt hat, die Weichen für eine echte Verkehrswende hin zu umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zu stellen. Dass die bayrische Staatsregierung die Austragung der IAA in München mit rund 15 Millionen Euro unterstützen will, ist ein Skandal. Damit offenbart die Staatsregierung ihre wahre Einstellung zum Klimaschutz.“
„Städte und Kommunen sind für das Gelingen der Verkehrswende zentrale Akteure. Stadt- und Verkehrsplanung darf sich nicht länger am Leitbild der autogerechten Stadt orientieren. Sie muss stattdessen darauf abzielen, den Autoverkehr zu reduzieren und den Umweltverbund aus ÖPNV, Fuß- und Radverkehr zu stärken. Aus diesem Grund sind die am 15. März 2020 in Bayern stattfindenden Kommunalwahlen auch für die Zukunft unserer Mobilität entscheidend“, sagt Martin Geilhufe, Landesbeauftragter.
BUND-Konzept zur Einhaltung der Klimaziele 2030 im Verkehr: https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/mobilitaet/mobilitaet_konzept_klimaziele_verkehr_2030.pdf
Besuch der Grünen Bundestagsabgeordneten Ekin Deligöz
Am 28.2. besuchte uns die Grüne Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz und machte sich ein Bild von der geplanten Osttangente.
Vielen Dank an Ekin.
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