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AKO besucht das Staatliche Bauamt

12.6.2024

Das Aktionsbündnis Keine Osttangente AKO traf sich kürzlich zu einem ausführlichen Informationsaustausch mit dem zuständigen Abteilungsleiter im Staatlichen Bauamt, Herrn Christoph Eichstaedt um sich über den Planungstand zur Osttangente zu informieren.

Das Gespräch fand in sachlicher und offener Atmosphäre statt. Auf Seiten der AKO waren Gudrun Richter, Dr. Wolfhard von Thienen und Ernst Haile dabei.

Herr Eichstaedt informierte das AKO-Team über den aktuellen Planungsstand. Man sei nach wie vor in der Phase Voruntersuchung. Diese würde noch einige Jahre dauern und es sei schwer genau abzuschätzen wie lange. Das Bauamt konzentriert sich derzeit ausschließlich darauf die Ortsumfahrung Kissing und die Ertüchtigung der Kreuzung B300/Chippenham-Ring bei Friedberg zu planen.

Die Ortsumfahrung Kissing soll zweispurig (einbahnig) im Westen der Bahnlinie gebaut werden und dient der Entlastung der Ortsumfahrung Kissing. Man wird auch eine Tunnellösung insoweit prüfen, ob sie als sinnvolle Variante zu einer oberirdischen Lösung in Frage kommt. Übergänge in die Erholungsgebiete am Lech werden auf jeden Fall erhalten bleiben bzw. sogar verbessert werden.

Die Ertüchtigung der Kreuzung B300/Chippenham-Ring sei wegen des hohen Unfallaufkommens sowie der Stausituation erforderlich. Die Ertüchtigung wird auch die Kreuzung Röntgenstraße beinhalten. Sie wird aber aller Voraussicht nach nördlich der Bahn enden. Eine Auswirkung auf den Radweg entlang der südlichen Seite der Bahntrasse wird nicht erwartet, falls doch, so wird für die Radwegeverbindung eine Lösung zugesichert. Eine Verschärfung der Trennung zwischen FDB-West und Ortsmitte wird ausgeschlossen, man wird bestehende Verbindungen auf jeden Fall erhalten bzw. diese sogar verbessern. Ein Ausbau der AIC25 Richtung A8 wird aktuell nicht geplant. Diese könne auch frühestens nach einer Umwidmung zur Bundesstraße beginnen. Die Umwidmung sei ein rein formaler Akt, der auf Grund der Verkehrsbedeutung gesetzlich geregelt ist.

Hr. Eichstaedt empfiehlt nach wie vor die OT als Projekt im Bundesverkehrswegeplan zu belassen. Dadurch wäre es einfacher, weitere Teilprojekte, die aus Sicht des Amtes sinnvoll sind, zu planen und umzusetzen.

Die Ortsumfahrung Ried wurde ebenfalls angesprochen. Laut Eichstaedt ist diese im 7. Ausbauplan Staatsstraßen enthalten und sein Amt hat damit die Möglichkeit das Projekt zu planen. Man würde aber frühestens 2025 damit beginnen. Sowohl eine Nord- als auch Südumfahrung sei möglich. Das Amt würde die Planung nicht weiter verfolgen, wenn sich die Gemeinde Ried dagegen aussprechen würde.

Das AKO-Team wies darauf hin, dass der Widerstand gegen die OT aufrechterhalten wird. Solange das Gesamtprojekt verfolgt wird und nicht offiziell beendet wird, wird man auch aktiv gegen Teilprojekte vorgehen. Als Gründe wurden die massiv negativen Auswirkungen auf Klima, Natur, Naherholung und Wasser angeführt. Auch habe man die Befürchtung, dass in einigen Jahren das Gesamtprojekt durch die Aneinanderreihung der Teilprojekte realisiert wird. Insgesamt muss aus Sicht von AKO Mobilität als vernetztes System ganzheitlich geplant werden und die Fixierung aufs Auto reduziert werden.

Man vereinbarte in Kontakt zu bleiben und sich in einem Abstand von ca. einem Jahr wieder auszutauschen.

Gekürzter Leserbrief in der FA

Gestern am 25.4. waren zwei Leserbriefe in der Friedberger Allgemeinen im Lokalteil, wo Wolfhard von Thienen unterstellt wurde, dass er unsachlich argumentiert und falsche Behauptungen aufstellt. Wolfhard und ich haben daraufhin eine Erwiderung formuliert, die aber leider nur teilweise in der Friedberger Allgmeinen vom 26.4. abgedruckt wurde.

Den kompletten Text veröffentlichen wir hier:

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Milchmädchenrechnung in Ried?

Einige Gemeinderatsmitglieder in Ried vertreten die Ansicht, dass die geplante Osttangente die Verkehrsführung zwischen Mering und Odelzhausen, die derzeit durch den Ortskern von Ried geht, entlasten könnte (siehe dazu die Pressemeldung vom 27.5.2015 in der Friedberger Allgemeinen).

Eine differenzierte Betrachtung dieser Behauptung kommt zum gegenteiligen Ergebnis.

Die Strecke zwischen dem geplanten Kontenpunkt bei Mering und dem Autobahnanschluss Odelzhausen über Ried beläuft sich auf ca. 20 km. Die Strecke über die neue Osttangente nach Derching und dann über die A8 nach Odelzhausen beträgt in etwa das doppelte, d.h. ca. 40 km.

Ried

Besonders für LKW ist daher die Abkürzung über Ried nach Odelzhausen sehr attraktiv. Hier ist nämlich zu berücksichtigen, dass die gesamte Strecke über die Osttangente und die A8 mautpflichtig sein wird, so wie es bereits jetzt schon die B17 zwischen Landsberg und Augsburg ist. Das ergibt je nach LKW-Typ und Schadstoffklasse entsprechend den aktuellen Mauttabellen Kosten für die einfache Strecke zwischen 5 und 8,5 Euro (12,5 Cent bzw. 21,4 Cent pro km nach den aktuellen Toll-Collect Tarifen). Rechnet man Hin- und Rückfahrt, so kommt man auf 10 bzw. 17 Euro. Dazu kommen eingesparte Benzinkosten von 7 bzw. 14 Euro (Verbrauch 30 Liter/100km, Preis 1,20 Euro/Liter). Insgesamt ergibt sich eine Ersparnis von 17 Euro für die einfache Fahrt und 34 Euro für die Hin- und Rückfahrt bei etwa gleichem Zeitaufwand. Diese nicht unerheblichen Beträge werden dazu führen, dass viele LKWs über die direkte Strecke zwischen Mering über Ried nach Odelzhausen fahren.

Ferner wird nach den Aussagen von Herrn Fritsch vom staatlichen Bauamt Augsburg die Osttangente neuen Verkehr ‚ansaugen‘ (wir erinnern an die Idee zusätzliche gut angebundene Gewerbegebiete auszuweisen) und auch hier wird sich zumindest der LKW Anteil über die direkte Verbindung nach Odelzhausen wälzen. Die Rieder Bürger werden also mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich mehr Verkehr durch ihren Ort bekommen und nicht weniger. Alles in allem also eine Milchmädchenrechnung.

Großlösung für kleine Probleme?

Alle Politiker, die dieses Projekt befürworten, erklärten öffentlich, dass sie hauptsächlich die Ortsumfahrung Kissing und Friedberg (Süd) wollen (siehe Presseartikel Augsburger Allgemeine, 8.3.2015).

Sie sehen aber keine Chance, diese „Kleinprojekte“ im Bundesverkehrswegeplan 2015 unterzubringen. Daher wollen sie jetzt die 4-spurige Großlösung „Osttangente“ einbringen, da Großprojekte eine bessere Chance haben in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen zu werden.

Es wird also ganz offen gesagt, dass man das Großprojekt eigentlich nur will, um die zwei kleineren Ortsumfahrungen realisieren zu können. Besser kann man unsere Steuergelder, unsere Natur, Umwelt und Heimat nicht verschwenden.

Ortsumfahrung für Kissing? Entlastung für Mering/St. Afra?

Der ehemalige Kissinger Bürgermeister Wolf engagierte sich stark für das Großprojekt „Osttangente“, weil er eine Ortsumfahrung für seinen Ort wünschte. Wichtigstes Argument ist und war die Belastung der B2-Anlieger durch Lärm und Abgase. Sein Nachfolger und die Mehrheit des Gemeinderates stehen unverändert ebenfalls zur Osttangente.

Die jetztige B2 war seinerzeit die Umgehungsstrasse für Kissing und Wohngebiete waren mehrere hundert Meter entfernt davon. Ein ehemaliger Kissinger Bauamtsleiter schilderte uns,  die Entwicklung: In den frühen 50er Jahren nach dem Krieg gab es nur vereinzelte Häuser an der jetzigen B2, die hauptsächlich der Firma Fritsch bzw. deren Angestellten gehörten. Um für die Flüchtlinge des 2. Weltkrieges günstigen Wohnraum zu schaffen, wurden billigste Baugrundstücke an der B2 ausgewiesen. Dadurch setzte eine intensive Bebauung entlang der Straße ein, die letztendlich zu der heutigen Situation führte, mit immer mehr Wohnhäusern an einer Bundesstraße. In den 70er Jahren sollten dann Schallschutzwände errichtet werden. An den Kosten sollten sich die Hausbesitzer beteiligen. Diese lehnten das ab und so wurde diese sinnvolle Schallschutzmaßnahme nicht umgesetzt.  Trotz allem Verständnis für die Situation muss man leider sagen, dass ein großer Teil der Probleme  Kissings mit der B2 hausgemacht sind.

Wird es durch die Osttangente überhaupt die oft behauptete Entlastung für Kissing geben?

Da es bei der geplanten Osttangente keine Einschleifung innerorts geben wird, wird der Ziel- und Quellverkehr erhalten bleiben.  Der Verkehr wird sich dadurch maximal um die Hälfte verringern.  Dadurch wird es nur eine minimale Lärmentlastung geben. Siehe hierzu  Verkehr halbiert = Lärm halbiert?

Es wird nur wenige Zu- und Abfahrten geben. So ist für Mering lediglich ein Knoten kurz vor der Staustufe 23 geplant. Das bedeutet, dass der Verkehr auf der dann „alten“ B2, der an Mering vorbeiführt bzw. von Mering Richtung Kissing geht,  nach wie vor  die „alte“ Variante wählen wird. Dies gilt insbesondere für Zielverkehr nach Kissing und Friedberg. Damit wird es kaum zu einer nennenswerten Entlastung für Kissing und St. Afra  führen. Zielverkehr nach Mering und weiter Richtung Fürtsenfeldbruck, der von der  A8 auf der „neuen“ Trasse fließt, wird den Knotenpunkt bei Kissing auf die „alte“ B2 wählen und damit nach wie vor Kissing und St. Afra belasten.

Übrigens ergeben sich für Kissing auch erhebliche Nachteile: Die Bürger werden von den Naherholungsgebieten abgeschnitten und die Lärm- und Abgasbelästigung wird insgesamt zunehmen, besonders an den Naherholungsgebieten aber auch im Innenort bei vorherrschendem Westwind.

Schaut man sich die Wohnbebauung entlang der B2 an, so kommt man auf ca. 70 Häuser von denen ein Teil Einfamilienhäuser und ein Teil Mehrfamilienhäuser sind. Man kann grob schätzen, dass dort ca. 400 Menschen direkt an der B2 leben. Dahingegen wären mehrere tausend Menschen in der Region von der Osttangente betroffen. Und schaut man über die Gemeindegrenzen nach Friedberg, so fallen sofort die Kleingärtner an der B2 auf. Hier ist ein von ca. 2.000 Menschen intensiv genutztes Erholungsgebiet entstanden, welches direkt durch die Osttangente durchschnitten werden würde.

Eines darf man in Kissing nicht vergessen: Westlich von der Bahn in Kissing liegen ebenfalls Wohnhäuser und zwar ca. 17 an der Zahl, also zahlenmäßig ein Viertel der Wohnhäuser, die jetzt an der B2 liegen. Über deren Grundstücke würde die Osttangente führen – sie müssten umgesiedelt, entschädigt oder enteignet werden! Weiterhin liegen dort große Gewerbebetriebe wie z.B. Hasit-Trockenmörtel oder Klaus-Betonfertigteile. Die müssten diesen Standort aufgeben, da die Autobahn direkt über deren Grundstücke gehen würde. Wie passt das zum Argument der Gewerbeansiedlung? Wieviele Arbeitsplätze wären betroffen?

Man muss also festhalten, dass für die B2-Anlieger in Kissing durch die Osttangente eventuell eine geringe Entlastung entstehen würde, andere Anlieger, deren Zahl weit größer ist, würden aber duch die Osttangente erheblich belastet.  Wir sind der Meinung, dass man weder Menschen noch Natur gegeneinander ausspielen sollte. Natürlich brauchen die Anlieger an der B2 in Kissing eine Lösung, um die Lärm- und Abgasbelastung zu reduzieren. Diese Lösung kann aber nicht die Osttangente sein. Wir sind dafür, dass Kissing einen Stadt- und Verkehrsplaner beauftragt, der  nach einer Lösung sowohl für alle Anlieger an der B2 als auch für die städtebaulichen Probleme sucht.  Beispiele für eine umnittelbare Entlastung könnte eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf 30 kmh sein. Die Gesetzeslage lässt dies durchaus zu und viele Gemeinden in Baden-Württemberg haben dies bereits durchgesetzt. Oder eine veränderte Ampelschaltung, die den Verkehrsfluss erhöht. Oder Lärmschutzwände oder Flüsteraspahlt. Lärmschutzwände und Flüsterasphalt wurden aber bisher aus Kostengründen abgelehnt, die Frage ist nun, ist ein 210-Millionen-Projekt billiger? Wir sind überzeugt, dass eine kreative Planung durchaus Spielräume bietet für Lösungen, die die B2-Anlieger in Kissing entlasten.