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Osttangente bleibt im Bundesverkehrswegeplan bis 2040

Die Osttangente als vierspurige Schnellstraße zwischen der B17 bei Königsbrunn und der A8 bei Derching wird auch im zukünftigen Bundesverkehrswegeplan 2040 enthalten sein.

Das Bundesverkehrsministerium unter Volker Wissing hat im Oktober die Basisprognose für die Verkehrsentwicklung auf Straße, Schiene und Schiffahrtswege vorgelegt. Sie prognostiziert einen massiven Zuwachs des LkW-Verkehrs um rund 35% bis zum Jahr 2040 und geht davon aus, dass das im Klimaschutzgesetz gesetzte Ziel einer Minderung aller THG-Emissionen bis zum Jahr 2040 im Verkehrsbereich verfehlt wird.

Wie bei jeder Prognose hängt auch das Ergebnis dieser Prognose sehr stark von den Annahmen ab, die man bezüglich der Einflussfaktoren trifft. Wieviel PKWs werden elektrisch betrieben, wieviel Güter werden transportiert, wie stark wird die Bevölkerung wachsen usw.? Die hierbei auftretenden Unsicherheiten wären nicht weiter schlimm, wenn die Basisprognose nicht die einzige Basis für die Planung der Verkehrsinfrastruktur für 2040 wäre. Geht man von den Ergebnissen der Basisprognose für 35% mehr LkW-Verkehr aus, dann müssen auch entsprechend mehr Straßen gebaut und erweitert werden. Das ist einer der großen Schwächen der Verkehrsplanungen, wie sie im Bundesverkehrsministerium seit Jahrzehnten praktiziert werden. Man trifft Annahmen zum Straßenverkehr, die sich dann als stark ansteigende Wachstumskurve in den Prognosen wiederfinden und sich schließlich als Autobahnen und Schnellstraßen in der Landschaft manifestieren. Dabei werden Klima- und Naturschutzziele regelmäßig mehr oder weniger ignoriert. So werden der Energieverbrauch im Verkehr und die darauf baisierenden Treibhausemissionen ausdrücklich nicht als Prämissen aufgenommen. Auch wird der Stromverbrauch von E-Autos nicht dem Verkehr sondern den Energieproduzenten zugerechnet. Ein Tempolimit auf Autobahnen wird es ebenfalls nicht geben. So darf man sich dann auch nicht wundern, wenn der Bedarfsplan eine seit vielen Jahrzehnten einseitig auf den individuellen Verbrennermotor und dessen Bedürfnis für immer mehr und schnellere Straßen zugeschnittene Verkehrspolitik wiederspiegelt und die Klimaziele auch in Zukunft reißen wird.

Die Osttangente, als ca. 22 km lange, vierspurige  Schnellstraße zwischen der B17 bei Königsbrunn und der A8 bei Derching ist unmittelbar von diesen Plänen betroffen. Grund ist, dass die Basisprognose davon ausgeht, dass alle Straßen, die als „vordringlichen Bedarf“ bzw. „erweiterter Bedarf mit Planungsrecht“ im BVWP enthalten sind, auch gebaut werden. Das bedeutet, dass die Osttangente im nächsten Bundesverkehrswegeplan 2040 vollumfänglich enthalten sein wird.

Die vom Staatlichen Bauamt und den Befürwortern der Osttangente propagierte Bezeichnung „Ertüchtigung B2“ für die Osttangente kann man daher als bewusste Verharmlosung ansehen. Das Gesamtprojekt einer vierspurigen Schnellstraße zwischen B17 und A8 bleibt nach wie vor erhalten und soll gebaut werden.

Dabei könnte sich das Staatliche Bauamt durchaus vom Großprojekt Osttangente verabschieden und dafür aussprechen, die Osttangente aus dem Bundesverkehrswegeplan herauszunehmen. Gründe dafür gäbe es genug, denn die Ziele, weshalb es die Osttangente überhaupt in den Bundesverkehrswegeplan geschafft hat, werden, selbst nach Ansicht des Staatlichen Bauamtes, nicht erreicht. „Ich fühle mich angesichts dieser Situation an Ephraim Kishons satirische Geschichte „Der Blaumilchkanal“ erinnert. Dort wird beschrieben, wie der Bau eines völlig unsinniger Kanals in Tel Aviv von einem Wahnsinnigen mit einem Presslufthammer begonnen wird und dann immer weiter gebaut wird, weil alle denken, dass es schon seine Richtigkeit haben wird, weil ja bereits gebaut wird. Und so geht es immer weiter, bis die ganze Stadt verändert ist“ meint Wolfhard von Thienen, der Sprecher des Aktionsbündnisses. Dabei gäbe es für die Bauämter genug zu tun. Allein in Bayern sind 450 Brücken in einem schlechten bzw. sehr schlechten Zustand, ganz zu schweigen von den 100 Milliarden, die für die neuen Autobahnen notwendig sind.  „Wir fordern das Staatliche Bauamt auf, sich endlich von diesem sinnlosen Großprojekt zu distanzieren und sich auf den Erhalt bestehender Straßen und der punktuellen Beseitigung von Problem- und Gefahrenstellen zu konzentrieren, da gibt es genug zu tun“.

Veröffentlichung des Bundesverkehrsministeriums

 

Petition an den Bundestag zum Bundesverkehrswegeplan

https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2024/_10/_17/Petition_173482.%24%24%24.a.u.html

Unser benachbarter Landkreis ist durch Ausbaupläne der B2 zwischen Mering und Fürstenfeldbruck im Bundesverkehrswegeplan massiv betroffen – genauso wie wir  mit der Osttangente. Hinzu kommt, dass laut Staatlichem Bauamt die Osttangente der „Ertüchtigung der B2“ zwischen Mering und der A8 dient. Damit ergibt sich dann eine überregionale Achse A8 – Mering – Fürstenfeldbruck. Diese Achse wird weiteren Verkehr in unsere Region bringen.

Die Kreisgruppe Fürstenfeldbruck des Bund Naturschutz hat daher eine Petition an den Bundestag gestartet, den Bundesverkehrswegeplan in Bezug auf nationale und internationale Klima- und Naturschutzziele anzupassen und vorwiegend in den Erhalt der Straßen-, Brücken- und Schieneninfrastruktur zu investieren.

BITTE UNTERSTÜTZT DIESE PETITION!

Bitte den Link auch in eurem Umfeld teilen.

AKO besucht das Staatliche Bauamt

12.6.2024

Das Aktionsbündnis Keine Osttangente AKO traf sich kürzlich zu einem ausführlichen Informationsaustausch mit dem zuständigen Abteilungsleiter im Staatlichen Bauamt, Herrn Christoph Eichstaedt um sich über den Planungstand zur Osttangente zu informieren.

Das Gespräch fand in sachlicher und offener Atmosphäre statt. Auf Seiten der AKO waren Gudrun Richter, Dr. Wolfhard von Thienen und Ernst Haile dabei.

Herr Eichstaedt informierte das AKO-Team über den aktuellen Planungsstand. Man sei nach wie vor in der Phase Voruntersuchung. Diese würde noch einige Jahre dauern und es sei schwer genau abzuschätzen wie lange. Das Bauamt konzentriert sich derzeit ausschließlich darauf die Ortsumfahrung Kissing und die Ertüchtigung der Kreuzung B300/Chippenham-Ring bei Friedberg zu planen.

Die Ortsumfahrung Kissing soll zweispurig (einbahnig) im Westen der Bahnlinie gebaut werden und dient der Entlastung der Ortsumfahrung Kissing. Man wird auch eine Tunnellösung insoweit prüfen, ob sie als sinnvolle Variante zu einer oberirdischen Lösung in Frage kommt. Übergänge in die Erholungsgebiete am Lech werden auf jeden Fall erhalten bleiben bzw. sogar verbessert werden.

Die Ertüchtigung der Kreuzung B300/Chippenham-Ring sei wegen des hohen Unfallaufkommens sowie der Stausituation erforderlich. Die Ertüchtigung wird auch die Kreuzung Röntgenstraße beinhalten. Sie wird aber aller Voraussicht nach nördlich der Bahn enden. Eine Auswirkung auf den Radweg entlang der südlichen Seite der Bahntrasse wird nicht erwartet, falls doch, so wird für die Radwegeverbindung eine Lösung zugesichert. Eine Verschärfung der Trennung zwischen FDB-West und Ortsmitte wird ausgeschlossen, man wird bestehende Verbindungen auf jeden Fall erhalten bzw. diese sogar verbessern. Ein Ausbau der AIC25 Richtung A8 wird aktuell nicht geplant. Diese könne auch frühestens nach einer Umwidmung zur Bundesstraße beginnen. Die Umwidmung sei ein rein formaler Akt, der auf Grund der Verkehrsbedeutung gesetzlich geregelt ist.

Hr. Eichstaedt empfiehlt nach wie vor die OT als Projekt im Bundesverkehrswegeplan zu belassen. Dadurch wäre es einfacher, weitere Teilprojekte, die aus Sicht des Amtes sinnvoll sind, zu planen und umzusetzen.

Die Ortsumfahrung Ried wurde ebenfalls angesprochen. Laut Eichstaedt ist diese im 7. Ausbauplan Staatsstraßen enthalten und sein Amt hat damit die Möglichkeit das Projekt zu planen. Man würde aber frühestens 2025 damit beginnen. Sowohl eine Nord- als auch Südumfahrung sei möglich. Das Amt würde die Planung nicht weiter verfolgen, wenn sich die Gemeinde Ried dagegen aussprechen würde.

Das AKO-Team wies darauf hin, dass der Widerstand gegen die OT aufrechterhalten wird. Solange das Gesamtprojekt verfolgt wird und nicht offiziell beendet wird, wird man auch aktiv gegen Teilprojekte vorgehen. Als Gründe wurden die massiv negativen Auswirkungen auf Klima, Natur, Naherholung und Wasser angeführt. Auch habe man die Befürchtung, dass in einigen Jahren das Gesamtprojekt durch die Aneinanderreihung der Teilprojekte realisiert wird. Insgesamt muss aus Sicht von AKO Mobilität als vernetztes System ganzheitlich geplant werden und die Fixierung aufs Auto reduziert werden.

Man vereinbarte in Kontakt zu bleiben und sich in einem Abstand von ca. einem Jahr wieder auszutauschen.

Überarbeitung des Bundesverkehrswegeplanes kommt erst Ende 2023

Der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) ist die Grundlage für die Planung der Verkehrsinfrastruktur des Bundes (Autobahnen, Bundesstraßen, Schiene und Wasserstraßen). Er muss normalerweise alle 5 Jahre überarbeitet werden. Die erste Überarbeitung müsste entsprechend bis Ende 2021 vorgelegt werden.

Eine Anfrage der Bundestagsfraktion DIE LINKE  ergab, dass dies leider erst für Ende 2023 vom Bundesverkehrsministerium geplant wird (siehe Punkt 2).

Die Frage, ob der BVWP in einen Mobilitätsplan überführt wird, wie von vielen Verbänden gefordert, wird mit „Nein“ beantwortet. Damit werden wichtige Verkehrsträger wie ÖPNV und Fahrrad nicht berücksichtigt. Dabei können diese ganz besonders zu einer Entlastung von Bundesschnellstraßen im Bereich der Städte und Ballungszentren beitragen (siehe Punkt 7).

Besuch des verkehrpolitischen Sprechers der Grünen Landtagsfraktion Markus Büchler

Es hat schon fast Tradition, dass wichtige politische Entscheidungsträger von Bündnis 90/Die Grünen uns besuchen, sich über die Osttangente vor Ort informieren und uns unterstützen. Diesmal kam der neue verkehrspolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Markus Büchler.  Begleitet wurde er von seinen Landtagskolleginnen und -kollegen aus der Region, Stephanie Schuhknecht, Christina Haubrich und Cemal Bozoglu.

Die Osttangentengegner regten an, dass die Grüne Landtagsfraktion den Ministerpräsidenten an seiner neuentdeckten grünen Seele packen. Wenn er es ernst meine, dann könne er sofort das Bauamt anweisen, die Planungen der Lechautobahn auf Eis zu legen. Markus Büchler nahm diese Anregung gerne auf und betonte, dass es ohnehin besser sei, das Geld in die Sanierung der Bahn und maroder Straßen und Brücken zu stecken. Die letzten drei CSU-Bundesverkehrsminister hätten überdurchschnittlich viele Straßenprojekte nach Bayern vergeben und sind verantwortlich dafür, dass der Ausbau von Bahn und öffentlichem Nahverkehr sträflich vernachlässigt wurde. Wir haben große Chancen, dass wir im Bund demnächst an der Regierung beteiligt sind. Dann werden wir den schlechten, unter Dobrindt erarbeiteten Bundesverkehrswegeplan zu einem Bundesmobilitätsplan umarbeiten und dabei den Schwerpunkt auf umwelt- und klimafreundliche Mobilität legen und keine neuen Autobahnen mehr bauen. Damit machte er zum Abschluss seines Besuches den Osttangentengegnern deutlich, dass noch große Chancen bestehen, die Osttangente zu verhindern und noch nichts endgültig entschieden sei.

Grüne Landtagsabgeordnete unterstützen die Osttangentengegner, Foto: Brigitte Glas

Gekürzter Leserbrief in der FA

Gestern am 25.4. waren zwei Leserbriefe in der Friedberger Allgemeinen im Lokalteil, wo Wolfhard von Thienen unterstellt wurde, dass er unsachlich argumentiert und falsche Behauptungen aufstellt. Wolfhard und ich haben daraufhin eine Erwiderung formuliert, die aber leider nur teilweise in der Friedberger Allgmeinen vom 26.4. abgedruckt wurde.

Den kompletten Text veröffentlichen wir hier:

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