Alternativen zur Osttangente

Welche Alternativen gibt es zur Osttangente ?

Unser Verein hat in einem Workshop unter reger Beteiligung vieler Mitglieder Alternativen zur Osttangente entwickelt. Wir lehnen einen weiteren Ausbau von Schnellstraßen in der Region ab, sei es die neue Osttangente oder ein durchgehender Ausbau der B17. Statt dessen sollen neue Mobilitätskonzepte umgesetzt werden. Auch muss auf bundespolitischer Ebene ein Umdenken stattfinden und mehr in den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) der Bahn und der Fahrradschnellwege investiert werden. Das Netz des ÖPNV muss erweitert werden und mit höheren Taktraten, besserer Taktabstimmung, höherem Platzangebot, niedrigeren Preisen und einheitlichem Tarifsystem attraktiver gestaltet werden. Besondere Bedeutung hat dabei die Achse Landsberg-Augsburg entlang der B17 sowie die Verbindung Königsbrunn-Mering, um diese Straßen zu entlasten. Die dafür notwendigen Investitionen sollen auch durch eine Neuausrichtung des Bundesverkehrswegeplanes erfolgen. Dieser müsse dahingehend reformiert werden, dass der Bund sich von seiner auto-orientierten Politik abwendet. Statt dessen muss er eine moderne Mobilitätspolitik entwickeln und sich an der Finanzierung lokaler Verkehrsvorhaben stärker beteiligen.

Eine wichtige Komponente moderner Verkehrspolitik sieht das Bündnis darin, dass die Güter wieder von der Straße auf die Bahn verlagert werden. Andere Länder wie Österreich und die Schweiz haben dies in den letzten Jahren vorgemacht. In Deutschland hingegen nehmen die Lkw-Fahrten drastisch zu, während die Bahn ihre Güterverteilzentren schließt. Wir fordern daher, die Bahn wieder günstiger zu machen, den Bahngüterverkehr auszubauen und bei Neuansiedlung von Logistikzentren und Industrie zwingend einen Bahnanschluss vorzuschreiben.

Besonders wichtig  ist die Entwicklung eines regionalen Fahrradschnellwegenetzes. Damit sollen Fahrten von Berufspendlern und Besorgungsfahrten leichter mit dem Rad möglich sein. Viele Studien zeigen, dass das Fahrrad eine gute Alternative zum Auto ist und von den Menschen angenommen wird, wenn die Fahrradwege sicher und attraktiv gestaltet werden und im Winter geräumt werden. So hat es Kopenhagen geschafft, dass 50% des Individualverkehrs mit dem Fahrrad erfolgen, was zu einer wesentlich höheren Lebensqualität in einer Stadt geführt hat, die am Autoverkehr zu ersticken drohte. Besonders die hohe Akzeptanz von E-Bikes zeigt, dass die Menschen gerne Fahrrad fahren und hier ein großes Potential geweckt werden kann. Wir fordern daher, dass ein regionales Fahrradschnellwegekonzept entwickelt wird, welches Augsburg und die angrenzenden Landkreise umfasst. Siehe hierzu auch eine interessante Kurzexpertise von Greenpeace mobilitaet-expertise-verkehrssicherheit.

Ein großes Problem sehen wir in der Ansiedlung von Logistikzentren, Industrie und Großgewerbe entlang der Schnellstraßen. Dies führe zu einer Zersiedelung der Landschaft, zum Aussterben von Ortskernen, zu hohem Flächenverbrauch und letztendlich zu mehr Verkehr, der dann noch mehr und breitere Straßen benötige. Dadurch wird sich das Bild unserer Heimat drastisch verändern, und Naturschutzgebiete und Naherholung zerstört werden. Wir befürchten, dass die Osttangente genau zu diesem Effekt führen wird. In einer Region mit Vollbeschäftigung ist es nicht notwendig, noch weitere prekäre Arbeitsplätze zu schaffen. Etwas anderes ist es, wenn sich kleine, lokal agierende Betriebe ansiedeln bzw. erweitern wollen. In diesem Zusammenhang fordern wir eine Reform der Gemeindefinanzierung, denn es könne nicht sein, dass Gemeinden wichtige Einnahmen nur aus der Gewerbesteuer generieren können und dadurch gezwungen werden sich mit immer neuen Gewerbegebieten untereinander Konkurrenz zu machen. Die von der Staatsregierung beschlossene  Aufhebung des Anbindegebotes wird abgelehnt, da dies zu einer zunehmenden Ansiedlung von Gewerbezentren entlang der Schnellstraßen führen würde. Statt dessen wird eine Nachverdichtung der Gewerbeflächen gefordert. Die Initiative  für einen Volksentscheid zum Thema Flächenverbrauch „Betofflut eindämmen“, wird ausdrücklich begrüßt.

Unser Verein fordert vernüftige Lösungen für lokale Problemschwerpunkte. Die Probleme von Anliegern der B2 in Mering/St. Afra, Kissing und der B300 in Friedberg werden ausdrücklich ernst genommen. Sie können aber nicht durch den Bau einer neuen Schnellstraße gelöst werden. Dies wird keine wirkliche Entlastung bringen, zu weiterem Verkehr führen und andere Bevölkerungsschichten massiv belasten. Lösungen für die Probleme gibt es schon länger, diese wurden aber von den Gemeinden aus Kostengründen bisher abgelehnt. Auch deshalb, weil sie die Maßnahmen selbst finanzieren müssen, während eine neue Schnellstraße vom Bund finanziert wird. Wir schlagen  folgende Maßnahmen zur Entlastung der Problemstellen vor: Tempolimit 30 km/h, Flüsterasphalt, Schallschutzwände, besser getaktete Ampelschaltungen, Nachtfahrverbote für Lkw, keine Gewerbeansiedlungen, wenn dies zu deutlichen Verkehrszunahmen an den bestehenden Problemzonen führt sowie eine zumindest zeitweise gegenläufige Einbahnregelungen B2/Auenstraße in Kissing. Auch sollten sich Bund und Länder stärker an der Finanzierung beteiligen, damit die Gemeinden nicht gezwungen werden, Großprojekte mit zweifelhafter Entlastungswirkung zu unterstützen. Wir können uns auch Untertunnelungen von Problemstellen (z.B. in Kissing) vorstellen oder zumindest Tieferlegungen von bestehenden Straßen wie z.B. in Lagerlechfeld. Dies ist heute technisch auch in grundwassernahen Gebieten möglich und wird bereits praktiziert. Die Kosten für eine Untertunnelung von Kissing würden einer Größenordnung liegen, die allein für die Planungen der Osttangente ausgegeben werden. Neben der Entlastung bietet eine solche Lösung auch neue oberirdische Entwicklungsmöglichkeiten für die Gemeinden und kommt allemal billiger als eine Schnellstraße mit zweifelhafter Entlastungswirkung.

Die bisherige Verkehrspolitik, die im wesentlichen Verkehrsminister Dobrindt zu verantworten hat und jetzt von der neuen großen Koalition fortgeführt wird, ist ein großer Rückschritt und viele namhafte Verbände, wie der Bund Naturschutz, haben sich dagegen ausgesprochen. Abgasskandal und Bundesverkehrswegeplan – beides zeigt, dass wir in Deutschland eine gescheiterte Verkehrspolitik haben, die nur auf Wachstum des Autoverkehrs und auf noch mehr Straßen zu Lasten der Gesundheit der Menschen und der Natur abzielt. Wir machen mit der Entwicklung regionaler Alternativen einen ersten wichtigen Schritt, um der Öffentlichkeit aufzuzeigen, dass es vernünftige Alternativen gibt.

 

 

 

 

 

 

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