Sehr lesenswerte Artikel in der SZ.
Nur schwache Lärmminderung an der B2 in Kissing durch die Osttangente zu erwarten
Unsere während der Sperrung der B2 für den Durchgangsverkehr nach Augsburg in Kissing durchgeführte, stichprobenartige Verkehrszählung im Sommer 2017 ergab, dass sich der Verkehr in etwa halbiert hat. Dadurch haben wir jetzt zum ersten Mal ein Bild davon, wie sich die Osttangente, die ja den Durchgangsverkehr aufnehmen soll, auf die Situation an der B2 auswirken wird. Der Quell- und Zielverkehr (Einkaufsfahrten etc.) wird sich in etwa auf 10.000 Fahrzeuge/Tag halbieren. Daher kann man von einer echten Lärmreduzierung nicht sprechen. Das menschliche Gehör kann laut Bundesverkehrsministerium eine Halbierung des Autoverkehrs nur sehr schwach wahrnehmen. Eine echte Reduzierung des wahrgenommenen Lärms auf die Hälfte erreicht man nur, wenn der Autoverkehr um 90% reduziert wird. Besser sind allerdings andere Maßnahmen wie Lärmschutzwände, Flüsterasphalt und Temporeduzierung. Hierdurch erreicht man eine Lärmreduzierung um weit mehr als die Hälfte. Den Bau der Osttangente mit der Lärmminderung für die B2-Anlieger zu begründen ist also sachlich falsch.
Aus den Betrachtungen zur Breite des neuen Verkehrsweges (siehe die Argumentation zu „Handelt es sich um eine Autobahn„) kennen wir die Breite von 28 m. Die Länge der aktuellen Planungsvariante kann mit etwa 25 km abgeschätzt werden. Damit ergibt sich eine befestigte (und damit versiegelte) Fläche alleine über die Fahrbahn von 25 000 m x 28 m = 700 000 m2, was 70 ha entspricht (2,8 ha/km). Dies ist ein Quadrat von 836 m Seitenlänge das in etwa den kompletten Innenbereich von Mering überdeckt (nur damit man eine grobe Vorstellung von den Dimensionen bekommt). Ein Fußballfeld hat eine Größe von 68 x 105 m = ca. 0,7 ha, d.h. die verbrauchte und somit versiegelte Fläche, die diese Autobahn überdeckt entspricht ziemlich genau 100 Fussballfeldern.
© OpenStreetMap Mitwirkende
Zur weiteren Berechnung beziehen wir uns auf Zahlen des
“Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik, Technische Universität Wien, Univ.-Prof. Dr. B. Geringer, Dipl.-Ing.W.K.Tober,
Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik” im Abschnitt 4 “ (siehe Flächenverbrauch).
Wir kommen damit zu weiteren interessanten Abschätzungen.
Dort wird der durchschnittliche Flächenverbrauch für Lärmschutz, Böschungen und anteilige Berücksichtigung für Anschlussstellen, Autobahnknoten und Rastanlagen in der Größenordnung von 5,5 ha/km angegeben. In unserem Fall wären das dann 25 km x 5,5 ha = 137,5 ha, also rund nochmal das doppelte, was die reine Fahrbahn benötigt. Das ergibt (70 + 137,5 ha = 207,5 ha), also ein Quadrat von 1440 m Seitenlänge. Die Anzahl der Fußballfelder ist nun mit 296 auf fast 300 angewachsen. Das ist die Fläche, die der Landwirtschaft und anderer Nutzung abhanden kommt (siehe die Argumentation zu „Wieviele Landwirte verlieren ihre Erwerbsgrundlage).
Betrachten wir nun noch die Aussage des Instituts, dass so eine Autobahn eine Einwirkungsbreite von ca. 50 bis 80 m nach beiden Seiten hat. Das Institut erklärt das so: ‘Inanspruchnahme von Fläche bezieht sich also nicht nur auf das Verkehrsbauwerk selbst, sondern auch auf die Flächen, die in ihrer Nutzung durch die Verkehrsanlage und durch den Verkehrsablauf beeinträchtigt sind. “Verkehrsfläche” ist deswegen nicht dasselbe wie “Versiegelte Fläche”, da in die Verkehrsfläche auch unbebaute, nicht versiegelte Flächen eingehen’.
Damit wird der Gesamtverbrauch einer Autobahn mit ca. 20 ha/km angegeben, also nochmal ca. 11,7 ha/km. Das ergibt eine betroffene Gesamtfläche von ca. 500 ha, also ein Quadrat mit der Seitenlänge von 2236 m (damit wird schon fast ganz Mering überdeckt) oder 714 Fußballfelder. Wie man sieht, ist der Flächenverbrauch einer Autobahn ganz erheblich und keinesfalls zu vernachlässigen, wie manche Befürworter zu suggerieren versuchen.
Diese Betrachtungen belegen unser Argument:
“Der Flächenverbrauch der gesamten Route ist so groß, dass in etwa 6 Bauern ihre Lebensgrundlage verlieren werden. Hier von Ausgleichsflächen zu reden, ist in unserem Gebiet unrealistisch, denn der verfügbare Grund und Boden ist ja wohl kaum vermehrbar.”
Und weiter folgern wir:
“Grundsätzlich muss auch die Frage erlaubt sein, wohin der Wachstumswahn in unserer Gesellschaft führen soll. Sollen alle Flächen schrittweise zugepflastert werden und durch neue Straßen neue Verkehrsströme erzeugt werden?”
Wir fragen: Wann fangen wir damit an, endlich aufzuhören unsere uns umgebende Natur immer weiter zu reduzieren?
Wir sind der Meinung: Jetzt!
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