Verkehr halbiert = Lärm halbiert?

Nur schwache Lärmminderung an der B2 in Kissing durch die Osttangente zu erwarten
Unsere während der Sperrung der B2 für den Durchgangsverkehr nach Augsburg in Kissing durchgeführte, stichprobenartige Verkehrszählung im Sommer 2017 ergab, dass sich der Verkehr in etwa halbiert hat. Dadurch haben wir jetzt zum ersten Mal ein Bild davon, wie sich die Osttangente, die ja den Durchgangsverkehr aufnehmen soll, auf die Situation an der B2 auswirken wird. Der Quell- und Zielverkehr (Einkaufsfahrten etc.) wird sich in etwa auf 10.000 Fahrzeuge/Tag halbieren. Daher kann man von einer echten Lärmreduzierung nicht sprechen. Das menschliche Gehör kann laut Bundesverkehrsministerium eine Halbierung des Autoverkehrs nur sehr schwach wahrnehmen. Eine echte Reduzierung des wahrgenommenen Lärms auf die Hälfte erreicht man nur, wenn der Autoverkehr um 90% reduziert wird. Besser sind allerdings andere Maßnahmen wie Lärmschutzwände, Flüsterasphalt und Temporeduzierung. Hierdurch erreicht man eine Lärmreduzierung um weit mehr als die Hälfte.  Den Bau der Osttangente mit der Lärmminderung für die B2-Anlieger zu begründen ist also sachlich falsch.

Die meisten Menschen nehmen an, dass eine Halbierung des Verkehrs (wie es jetzt bei der Verkehrssperrung auftrat) auch eine Halbierung des Lärms bedeutet. Unsere Wahrnehmung von Lautstärke verläuft aber anders. Das Bundesministerium für Verkehr erläutert in seiner Broschüre „Lärmschutz im Verkehr“ im Abschnitt Grundlagen (Seite 16), dass eine Halbierung des Verkehrs gerade noch wahrgenommen wird. Um eine Halbierung des Verkehrslärms zu erreichen, muss der Verkehr um 90 % reduziert werden. Selbst in Kissing glauben die größten Träumer nicht, dass der Verkehr durch die Osttangente entsprechend sinkt (z.B. von 20000 Fahrzeugen auf 2000 Fahrzeuge pro Tag).

Zur Entlastung der Kissinger B2-Anlieger von Lärm ist der Bau der Osttangente also völlig unsinnig. Entweder wissen das die Befürworter nicht, oder sie verschweigen es bewusst. Für die  B2-Anlieger wird es daher vermutlich nach Fertigstellung der Osttangente ein böses Erwachen geben.

Dabei gibt es u.a. verschiedene Alternativen, die bisher aber weitgehend ignoriert werden:

  • Alleine das Aufbringen von Flüsterasphalt würde den Lärm um mindestens ein Drittel bis etwa die Hälfte senken und das wäre sicher ungleich kostengünstiger und zudem sehr schnell umsetzbar.
  • Eine Reduktion des Verkehrs um 90 % könnte  eventuell durch Tieferlegen der B2 durch Kissing erreicht werden. Technisch ist das trotz Grundwasser sicher machbar wenn man an Bauwerke wie die Tunnels unter der Isar oder unter dem Ärmelkanal denkt. Zumindest sollte diese Variante ernsthaft geprüft werden. Wenn man auf den Bau der „Goldvariante“ Osttangente verzichten würde, wären sicher auch entsprechende finanzielle Mittel für den Tunnelbau verfügbar.

Werden solche Alternativen nicht geprüft, kann das der Ausgangspunkt für eine Klage gegen die Osttangente sein.

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