Planungen zur ersten Ausbaustufe ist der Einstieg in die Realisierung der gesamten Osttangente

Staatliches Bauamt hält nach wie vor an Gesamtlösung Osttangente fest

Kürzlich stellte Herr Eichstaedt vom Staatlichen Bauamt Augsburg den aktuellen Stand zur Planung der Osttangente im Kreisentwicklungsausschuss des Kreistages Aichach-Friedberg vor.

Aus Sicht des Aktionsbündnis enthalten seine Ausführungen einige interessante Aspekte. So anerkennt Herr Eichstaedt, dass die von uns immer wieder thematisierten Eingriffe in Natur, Naherholung, Boden und Grundwasser ein großes Problem sind und ein erhebliches Konfliktpotential darstellen. Er strebt daher in einer ersten Ausbaustufe eine sogenannte „Minimallösung“ bzw. „Zielzustand 1“ an, die aus seiner Sicht eher akzeptiert wird. In dieser Ausbaustufe soll eine zweispurige Umfahrung von Kissing realisiert werden. Außerdem soll die Kreuzung B300/Chippenham-Ring kreuzungsfrei ausgebaut werden, die AIC25 zur B2 umgewidmet und anschließend 4-spurig ausgebaut werden und die beiden B2-Kreuzungen in Mering-Nord ertüchtigt werden. Für den darauffolgenden „Zielzustand 2“ ist der 4-spurige Ausbau der Ortsumfahrung Kissing sowie die Realisierung des Abschnittes Mering-Königsbrunn vorgesehen. Damit macht das Bauamt deutlich, dass es nach wie die gesamte Osttangente realisieren will.

Keine Entlastung der B300 in Friedberg

Interessant waren auch die Ausführungen zur B300 im Stadtgebiet Friedberg. Von Befürwortern der Osttangente, wie MdL Peter Tomaschko oder MdB Hans-Jörg Durz wurde als Argument für die B300 immer die angebliche Entlastung Friedbergs auf der B300 ins Feld geführt. Laut Herrn Eichstaedt ergeben die Verkehrsgutachten ein ganz anderes Bild – der Verkehr wird dort sogar zunehmen.

Kissing weiterhin hoch belastet

Auch die lange von den beiden Abgeordneten und vielen anderen Befürwortern beschworene Entlastung Kissings wird nicht kommen. Die neue zweispurige Straße westlich der Bahnlinie wird zusätzliche 14.000 Autos pro Tag für den Ort bringen. Auch wird, laut Aussage von Herrn Eichstaedt, die Entlastung der Ortsdurchfahrt, wegen des hohen innerörtlichen Verkehrs, nur relativ moderat ausfallen, von jetzt rund 16.000 auf dann 7.000 – 10.000 Autos pro Tag, was immer noch eine hohe Belastung für eine Ortsdurchfahrt darstellt. Gleichzeitig werden die Anlieger der Auenstraße in Kissing und Erholungssuchende am Auensee und Lech mit rund 30.000 KfZ/Tag hoch belastet. Insgesamt wird Kissing die lang ersehnte Verkehrsberuhigung also trotz Ortsumfahrung nicht bekommen sondern, im Gegenteil, eine deutliche Verkehrszunahme auf dann 37.000 KfZ/Tag.

Entlastung von Nebenstrecken nur gering

Hinzu kommt, dass der ursprüngliche Zweck der Osttangente, die Entlastung der B17, nicht erreicht werden kann. Deshalb sucht das Staatliche Bauamt schon fast verzweifelt nach einer neuen Begründung für die Straße. So möchte man durch den Ausbau der Straße den Verkehr auf den Nebenachsen reduzieren und auf die B2 umleiten. Dabei werden nur wenige Strecken wie die Verbindung Mering – Altkissing – Ottmaring oder Hügelshart – Rinnenthal nennenswert entlastet.  Leider kann das Staatliche Bauamt bisher keine Verkehrsprognose für den „Zielzustand 1“ angeben, aus der eine Entlastung der Nebenstrecken schlüssig hervorgeht. Auf Rückfrage wird lediglich eine auf den vollständigen vierspurigen Ausbau der Osttangente basierende Prognose vorgelegt und angemerkt, dass die großflächigen Entlastungen bei „Zielzustand 1“ geringer ausfallen werden als dort angegeben.

Neue Bezeichnung ändert nichts an Fragwürdigkeit des Projektes

Unser Fazit lautet daher, dass weder die B17 entlastet wird noch der Ort Kissing noch die B300. Auch die Entlastungen der Nebenstrecken sind nicht nachgewiesen, betreffen allenfalls nur wenige Nebenstrecken und fallen relativ gering aus. Aus unserer Sicht gibt es deshalb keinen nennenswerten Grund, nach wie vor eine Straße für mehr als 300 Millionen Euro zu planen, deren fragwürdige positive Wirkung auf den Straßenverkehr in keinerlei Verhältnis zu den damit verbundenen Belastungen für Klima, Umwelt und Naherholung stehen.  Die Osttangente ist ein unnötiges und aus der Zeit gefallenes Projekt, bei dem nach „Zielzustand 1“ dann bald „Zielzustand 2“ oder Vollausbau der Osttangente folgen wird. Klimawandel, umweltfreundliche Mobilitätswende, sanierungsbedürftige Straßen und Brücken, Bodenversiegelung und Hochwasserereignisse verlangen andere Antworten als das sture Festhalten an einer ideologisch auf das Auto fixierten Verkehrspolitik. Darüber täuscht auch nicht die zur Verharmlosung erfundene neue Bezeichnung „Ertüchtigung B2“ weg. Das einzige, was mit der Osttangente ertüchtigt wird, ist das ungebremste Wachstum des Autoverkehrs in unserer Region.

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