Unser Gründungsmitglied, die Landtagsabgeordnete Christina Haubrich hat eine Anfratge an die Staatsregierung gestellt um zu erfahren, welche Straßenbauprojekte die Staatsregierung beschleunigen möchte. Hier die Antwort
Osttangente – Planungen werden extern vergeben
In einem Telefonat mit dem Staatlichen Bauamt Augsburg konnte das Aktionsbündnis Keine Osttangente erfahren, wie die nächsten Schritte bei der Planung der Osttangente aussehen.
Die Osttangente ist eine Bundesschnellstraße, die zwischen Oberottmarshausen bei Königsbrunn und Derching bei Friedberg zwischen B17 und A8 gebaut werden soll. Sie ist im Bundesverkehrswegeplan im vordringlichen bzw. erweiterten Bedarf mit Plaungsrecht aufgeführt. Das Staatliche Bauamt Augsburg ist für Planung und Umsetzung verantwortlich. Laut Herrn Eichstädt vom Staatlichen Bauamt befindet man sich nach wie vor in der Phase Vorplanung. Man hat sich entschlossen, die Vorplanungen für die einzelnen Abschnitte nach und nach zeitversetzt vorzunehmen. Das bedeutet, dass aktuell Abschnitt drei zwischen Mering und Kissing vorgeplant wird. Man möchte im Herbst die Vorplanungen dafür an ein Planungsbüro vergeben. Dabei sollen alle denkbaren Varianten geprüft werden. Also nicht nur die Varianten, die im letzten Jahr vom Bauamt auf Veranstaltungen in Friedberg und Kissing vorgestellt wurden sondern auch eine Tunnelvariante sowie eine Variante östlich von Mering und der Bahn.
Weiterhin möchte man danach Planungen für die Kreuzung zwischen B300 und Chippenham-Ring angehen. Hauptsächlicher Anlass dafür seien das hohe Verkehrsaufkommen und die hohen Unfallzahlen an der Kreuzung. Es wird eine Lösung angestrebt, die die Kreuzung entzerrt, d.h. eine Verkehrsführung über zwei Ebenen. Ein notwendige Berücksichtigung des vierspurigen Ausbaus der AIC25, wie er im Bundesverkehrswegeplan vorgesehen ist, bestünde dabei nicht, da die AIC25 an dieser Stelle ohnehin bereits vierspurig sei.
Laut Herrn Eichstädt ist es offen ob ein Raumordnungsverfahren erforderlich sein wird.
Herr Eichstädt rechnet insbesondere im Bereich Kissing mit Klagen, da hier die Verkehrsführung im Zusammenhang mit den beengten Verhältnissen und der Bahntrasse sowie den Umweltschutzgebieten sehr schwierig sei.
Aus Sicht des Aktionsbündnisses sollte sich das Staatliche Bauamt und das bayerische Verkehrsministerium dringend endlich dazu entschließen, das Gesamtprojekt Osttangente mit seinen vier Abschnitten einzustellen. Wie sich herausgestellt hat, lässt sich das Ziel des Gesamtprojektes, die Entlastung der B17 östlich von Augsburg, nicht erreichen. Dies wurde im letzten Jahr vom Staatlichen Bauamt mitgeteilt. Jetzt geht das Bauamt offensichtlich dazu über, nur noch einzelne Teile zu realisieren. Hierfür besteht aber aus Sicht des Aktionsbündnisses kein Planungsauftrag des Bundes, da das Projektziel nicht erreichbar ist. Wenn diese Teile geplant und umgesetzt werden sollen, so muss die Finanzierung dafür durch den Freistaat gewährleistet werden. Wir fordern daher die Bundesregierung auf, im Rahmen der längst fälligen Überprüfung des Bundesverkehrswegeplans, das Projekt Osttangente aus dem Bundesverkehrswegeplan zu streichen und damit der Region endlich wieder die Sicherheit zu geben, dass ihre Umwelt-, Naherholungs-, und Wasserschutzgebiete nicht weiter durch diese Straße bedroht werden.
Söder will noch mehr Autobahnen und Bundesstraßen beschleunigen
In der Kabinettssitzung am 18.4.2023 hat die Staatsregierung beschlossen, dass zusätzlich zu den von der Koalition in einem zähen Kompromiss ausgehandelten Autobahnprojekten, in Bayern weitere Autobahnen und Bundesstraßen beschleunigt werden sollen. Hier zeigt sich wieder einmal, dass der Staatsregierung und der CSU Klimaschutz und Erhalt einer gesunden Umwelt nicht so wichtig sind wie immer von ihnen behauptet.
Der Bund Naturschutz in Bayern nimmt dazu in einer Presseerklärung vom 19.4.2023 Stellung:
Die im Koalitionsausschuss der Ampelregierung beschlossene Abfrage einer möglichen Beschleunigung von bis zu 145 Projekten des Autobahnausbaus hat begonnen. Der entsprechende Brief des Bundesverkehrsministeriums ist am Montag bei Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter eingegangen. Darin wird Bayern aufgefordert, bis zum 28. April sein grundsätzliches Einvernehmen zu erklären. „Schon die extrem kurze Fristsetzung zeigt, dass eine inhaltliche Abwägung der Länder zu den einzelnen Ausbauprojekten von Herrn Wissing offenkundig nicht gewollt ist“, erklärt der BN-Vorsitzende Richard Mergner.
Mergner weiter: „Leider hat Markus Söder jüngst gefordert, dass weitere Straßenbauprojekte in die Liste für den vordringlichen Bedarf aufgenommen werden. Damit treibt er die Betonphantasien von Herrn Wissing auf die Spitze. Ich appelliere eindringlich an den Ministerpräsidenten und die Staatsregierung, diese Position zu überdenken und dem beschleunigten Ausbau für Bayern eine Absage zu erteilen!“
Der Bau der 145 Projekte würde ein Drittel der gesamten Klimawirkung aller Straßenbauprojekte des Bundesverkehrswegeplans 2030 verursachen und ökologisch wertvolle Naturschutzgebiete teils erheblich schädigen. So verläuft beispielsweise der Ausbau der A8 zwischen Traunstein / Siegsdorf Richtung Inntal durch ein sensibles Schutzgebiet und einen Biotopverbund.
Der Landesbeauftragte des BN, Martin Geilhufe, erklärt: „Der geplante Ausbau auf teilweise bis zu 10 Spuren, wie etwa bei der A8 südlich von München, wird die derzeitigen Verkehrsprobleme nicht lösen. Für jeden Kilometer Neu- oder Ausbau einer Autobahn oder Bundesstraße muss anderswo die Sanierung von Straßen oder Schienen hintenanstehen. Die Staatsregierung muss daher Planungs- und Genehmigungskapazitäten für den Erhalt der bestehenden und den naturverträglichen Ausbau der für eine Mobilitätwende nötigen Infrastruktur, insbesondere der Schieneninfrastruktur, reservieren“.
Die 144 von der Koalition beschleunigten Projekte
Mit großem Medienecho hat die Koalition beschlossen, 144 Autobahnprojekte beschleunigt zu genehmigen. Hier ist die Liste der Projekte Liste dieser Projekte, die wir unverbindlich erhielten. Die Osttangente ist offenbar nicht dabei. Laut Artikel in der Friedberger Allgemeinen von heute, sollen die Planungsaufträge im Herbst 2023 bzw. Anfang 2024 vergeben werden.
Wird die Osttangente 540 Millionen kosten?
Bundesfernstraßenprojekte laut Greenpeace 3-mal so teuer wie geplant.
Greenpeace hat in einer kürzlich vorgelegten Studie ermittelt, dass die Kosten für Neu- und Ausbau der Bundesfernstraßen bis 2035 um das dreifache von 51 Milliarden auf 153 Milliarden steigen werden. Die Studie hat hierzu 351 der im Bundesverkehrswegeplan enthaltene Fernstraßenprojekte ausgewertet. Sie sind Teil der insgesamt 800 im Bundesverkehrswegeplan enthaltenen Projekte die mit höchster Priorität bis 2035 umgesetzt werden sollen und stellen rund 1/4 der im Bundesverkehrswegeplan enthaltenen Straßenprojekte dar.
Für die 351 Projekte liegen aktualisierte Kostenschätzungen des Bundesverkehrsministeriums vor. Demzufolge steigen die Kosten bei diesen Projekten im Schnitt jährlich um rund 10%. Dieser Wert dürfte in Anbetracht der großen Datenbasis auch als realistisch für die restlichen Straßenbauprojekte sein.
Als Ursache werden algemeine Kostensteigerungen wie Inflation und Preissteigerungen für Material angegeben. Es wird aber auch betont, dass Projekte bei ihrer Anmeldung für den Bundesverkehrswegeplan systematisch unterbewertet wurden, um ein günstiges Nutzen/Kosten-Verhältnis zu erreichen. Das war das Hauptkriterium für die Aufnahme der Projekte in den Bundesverkehrswegeplan. Der Bundesrechnungshof hat dies bereits im Jahre der Erstellung des Bundesverkehrswegeplans 2016 sehr deutlich kritisiert und so kann das Ergebnis der Greenpeace-Studie nicht überraschen.
Für die Osttangente liegen leider keine aktualisierten Kostenschätzungen vor. Basierend auf den Ergebnissen der Studie könnte sie aber statt der im Jahr 2016 kalkulierten 192 Millionen rund ca. 576 Millionen Euro kosten.
A-KO kritisiert Bundesverkehrsminister – Artikel Friedberger Allgemeine
Origineller Protest
Unser Mitglied Manfred Schmidt aus Augsburg setzt sich immer wieder privat mit Aktionen für eine bessere Umwelt und bessere Mobilität ein. Als langjähriger Lkw- und Straßenbahnfahrer kennt er dabei die Probleme des Verkehrs aus unmittelbarer Anschauung. Hier eine neue Aktion von ihm in der er sich per Zeitungsannonce für die Straßenbahnlinie 5 zur Uniklinik in Augsburg einsetzt.
Einladung Organisations- und Vereinstreffen AKO am 18.1.2023
Liebe Vereinsmitglieder, liebe an der Osttangente Interessierte,
jetzt ist schon wieder ein Jahr vorbei und unsere nächste Mitgliederversammlung und Organisationstreffen stehen an. Wir freuen uns, euch alle mal wieder „life“ zu treffen.
Wir laden herzlich ein:
Jährliche Mitgliederversammlung des Vereins
A-KO Alternative Konzepte für Mobilität e.V.
sowie Treffen des
Aktionsbündnis Keine Osttangente AKO
Mittwoch, 18. Januar 2023, 19 – 21 Uhr
Welt-Raum Mering
Münchener Str. 3, (im Hinterhof neben dem neuen 1-Welt-Laden).
Folgende Agenda ist vorgesehen:
- Jahresrückblick inkl. Finanzstatus
- Bericht zur Überarbeitung des Bundesverkehrswegeplans durch die Koalition in Berlin
- Bericht zu Planungen des Staatlichen Bauamtes
- Bericht Ortsumfahrung Ried
- Bericht aus dem Radverkehrs-AK Mering
- Bericht aus dem Landesarbeitskreis Verkehr des Bund Naturschutz
- Volksbegehren für besseren Radverkehr
- GoAhead mit Startproblemen
- Bericht Fortschreibung Nahverkehrsplan AVV
- Beteiligung am neuen Welt-Raum
- Projekte und Aktionen für 2023
Gäste und Interessenten sind wie immer herzlich willkommen.
Im Anschluss können wir gerne gemeinsam zum Pizza-Essen gehen. Bitte um Mitteilung, wer mitgehen möchte damit ich ausreichend Plätze reservieren kann.
Holzkirchen entscheidet sich gegen Ortsumfahrung, Bauamt will Planungen einstellen
Ähnlich wie kürzlich in Weilheim hat sich die Bürgerschaft von Holzkirchen gegen eine aus zwei Abschnitten bestehende Ortsumfahrung mit großer Mehrheit ausgesprochen. Auch diese Ortsumfahrungen sind im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes enthalten. Die Gemeinde hatte hierzu einen Bürgerentscheid durchgeführt. Auch in diesem Fall hat das zuständige Staatliche Bauamt angekündigt, die Planungen einzustellen, wenn sich der Ort dagegen ausspricht.
Studie: Straßenbauprojekte in Bayern sind nicht komform mit Klimazielen
Es wurde vom Bund Naturschutz eine Kurzstudie bei RegioConsult in Auftrag gegeben, um anhand von drei Fallbeispielen aus Bayern zu untersuchen, inwiefern der Bundesverkehrswegeplan die Klimaschutzziele ausreichend berücksichtigt. Diese Studie gilt auch als Basis für evtl. Klagen gegen Straßenbauprojekte. Ergebnis ist, dass die Klimaschutzziele in erheblichem Maße nicht berücksichtigt wurden. So werden z.B. Schäden an CO2-Senken wie Moore, Wälder und Böden nicht berücksichtigt, dabei sind gerade sie besonders wichtig, zur Bindung von Treibhausgasen. Auch wird in der Nutzen-Kosten-Analyse der negative Nutzen der Lebenszyklusemissionen von Treibhausgasen um den Faktor rund 5 viel zu niedrig angesetzt, was zu erheblichen Verschiebungen in der Nutzen-Kosten-Analyse führt.
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