Einspruch von K. M.

K. M.
Kissing

Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
Referat G12
Stichwort „BVWP 2030“
Invalidenstr. 44
10115 Berlin

Betreff: Stellungnahme zum BVWP 2030, Projektnummer B002-G080-BY Osttangente Augsburg

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit diesem Schreiben möchte ich zum oben genannten Projekt Stellung nehmen.

Ich bin Bürgerin der Gemeinde Kissing, die bei der Realisierung der Straße massiv betroffen sein wird.

Die Trasse führt auf unseren Fluren mitten durch schützenswerte und schon geschützte Gebiete. Die Kissinger Heide und die Kissinger Bahngruben mit ihrer unvergleichlichen Artenvielfalt werden dadurch stark gefährdet. Es sind ganz besondere Flächen, finden sich dort doch Reste der Magerrasenbiotope am Lech. Diese sind wegen ihrer geringen Größe extrem anfällig gegenüber Umwelteinflüssen. Die geplante Trassenführung sieht aber nur einen Abstand von weniger als 100 m vor.

Auch macht die geplante Straße ein seit Jahren vorangetriebenes und ökologisches wichtiges Projekt zunichte:  Die Schaffung von Biotopverbünden am Lech, sowie dessen Renaturierung. Das Ziel ist hierbei unter anderem, die ökologische Brückenfunktion zwischen Alpen- und Donauraum wiederherzustellen.

Kommt die Straße wie vorgesehen, trennt sie nicht nur unsre Gemeinde von ihren Naherholungsgebieten mit den beiden Seen, sondern führt im weiteren Verlauf sogar mitten durch ein intensiv genutztes Naherholungsgebiet mit Wäldern, Wanderwegen und  Reiterhöfen. Dies würde einen großen Verlust für uns Kissinger und für die ganze Region bedeuten, denn mehr als 300.00 Menschen profitieren im Moment von diesem weitgehend naturbelassenen Gebiet.

Weiter gebe ich zu bedenken, dass die geplante Osttangente durch eines der größten Trinkwasserschutzgebiete Europas führt und dies auf einer Strecke von 10 km. Wie soll durch den Bau der Straße, die Schadstoffemissionen der Fahrzeuge und immer wieder vorkommende Unfälle die Verunreinigung des Trinkwassers gänzlich ausgeschlossen werden? In der Realität ist das nicht möglich.

Wir können uns hier vor Ort glücklich schätzen, in einer Region mit einer sehr niedrigen Arbeitslosenquote zu leben. Wir haben nahezu Vollbeschäftigung.  Daher ist die Argumentation, der Bau dieser Straße diene der dringenden Erschließung neuer Gewerbegebiete und dem Wirtschaftswachstum vor Ort nicht nachvollziehbar. Statt den wirtschaftsstarken Großraum München und Augsburg mit all den negativen Folgen für die hier lebenden Menschen zu fördern, sollte das Geld in Regionen, die es wirklich nötig haben, fließen.

Weiter wird von Befürwortern argumentiert, die Straße habe das Ziel die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Dieses Argument ist falsch. Der Bau der Osttangente wird zu einer Zunahme des Verkehrs  in der gesamten Region führen. Warum soll es dann weniger Unfälle geben? Die Menschen werden vielmehr zusätzlichen Emissionen ausgesetzt. Hier gilt es zu bedenken, dass Augsburg seit Jahren ein nach dem Bundesimissionsschutzgebiet definiertes „Belastungsgebiet“ ist. Eine weitere Steigerung der Emissionen, die die Verwirklichung des Projektes Osttangente mit sich bringen wird, steht ganz deutlich im Widerspruch zu den Zielen, klimaschädliche Emissionen zu reduzieren. Diese Vorgabe macht sich der BVKW auf nationaler Ebene, aber auch die Bundesregierung international.

Ein weiteres sinnvolles Ziel des BVKW steht dem Projekt gegenüber, soll doch der Flächenverbrauch begrenzt werden. Die geplante Trasse der Osttangente verschlingt eine Fläche von 200ha und dies in unsrer Region, die schon von einem hohen Grad an Bodenversiegelung betroffen ist. Wie oben schon beschrieben, betrifft das unsre Naherholungsgebiete und wertvolle ökologische Flächen. Vielfach sind auch landwirtschaftliche Flächen und damit die Existenz von Bauern betroffen.

Es ist nicht anzuzweifeln, dass die Anwohner der B2 hier in Kissing einer massiven Belastung durch den Verkehr ausgesetzt sind. Seit Jahren werden sie mit einer möglichen Umfahrung vertröstet.

Bedauerlicherweise werden keine möglichen und wirklichen zeitnah zu verwirklichen Entlastungsmaßnahmen durchgeführt oder geprüft, wie zum Beispiel eine Geschwindigkeitsreduzierung innerorts, die Verbesserung der Ampelschaltung, der Einsatz von Flüsterasphalt, die Errichtung von Schallschutzwänden oder eine Tieferlegung der Straße.

Für ganz Deutschland stellt die Zunahme des Individualverkehrs eine große Herausforderung dar. Die Lösung kann nicht sein, dass immer neue Straßen gebaut werden kann, gerade in Zeiten, da die Instandhaltung und Sanierung schon vorhandener Straßen finanziell nicht gewährleistet werden können. Hier vor Ort gibt es gute Möglichkeiten, die Menschen zum Umstieg auf den ÖPNV zu bringen. Dazu gehört dessen Ausbau und damit auch die Verbesserung der Taktraten im Raum Augsburg-München. Eine Nahverkehrsversorgung zwischen Königsbrunn und Mering, wo der Zustieg in den Zug nach München möglich ist, würde den Verkehr merklich senken.

Aufgrund der genannten Überlegungen und Argumente lege ich Einspruch gegen das Projekt ein und bitte ich Sie dringend, es nicht wie vorgesehen im vordringlichen Bedarf einzustufen.

Mit freundlichen Grüßen

K. M.

 

 

 

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Ein Gedanke zu „Einspruch von K. M.“

  1. Für die Sanierung vorhandene Strecken kommen in den nächsten Jahren dermaßen astronomische Lasten auf die öffentliche Hand zu, dass es sich eigentlich verbieten sollte, überhaupt neue Strecken zu dressieren, wo die Not nicht schreiend ist. Aber es macht sicher mehr Spaß, neue Strecken zu entwickeln, und wir müssen ja auch an die armen Landvermesser denken, die sonst brotlos werden. ;-p

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