C. T.
Friedberg
An das
Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
Referat G12
Invalidenstr. 44
10115 Berlin
Friedberg, 26.03.2016
BVWP 2030
Projektnummer B002-G080-BY Osttangente Augsburg
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit möchte ich Einwände gegen den Referentenentwurf zum Bundesverkehrswegeplan 2030 insbesondere Projektnummer B002-G080-BY Osttangente Augsburg geltend machen.
Die Grundkonzeption des Bundesverkehrswegeplans zielt darauf ab, Emissionen von klimaschädlichen Abgasen und Schadstoffen zu reduzieren. Der Bau der Osttangente allerdings widerspricht diesem Ziel, da durch die Osttangente der Verkehr – insbesondere der Lastkraftwagenverkehr – zwischen A 96, B 17 und der A 8 zunehmen wird und die Durchschnittsgeschwindigkeit steigen wird:
Ausgebaute Straßen ziehen Industrie an, dies verursacht weiteren Verkehr, was wiederum mehr Emissionen erzeugt. Leider werden keine Alternativen zur Osttangente und Alternativen, um klimaschädliche Abgase zu reduzieren, geprüft, wie zum Beispiel eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene oder ein Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs im Raum Kissing/Mering/Augsburg und München.
Die Gründe, weshalb es auf der AIC25 und an der Kreuzung B300/AIC25/Chippenham-Ring zu Stoßzeiten Stau gibt, kann eine Erweiterung der Trasse nicht verhindern. Die Gründe bestehen darin, dass der Verkehr zum Beispiel nach Augsburg auf der Friedberger Straße nicht weiter fließen kann, da die Straße vor kurzem zu Gunsten der Straßenbahnlinie 6 verengt wurde. Auch vor der Autobahnzufahrt Derching ist zu Stoßzeiten dichtes Verkehrsaufkommen. Das liegt aber daran, dass die vor kurzem gebaute Autobahnzufahrt und die A8 nicht mehr Verkehr durchlässt/zulässt. Wenn es auf der A8 Stau gibt, gibt es Rückstau, ob die Trasse 4-spurig ist oder nicht.
Ziel des Bundesverkehrswegeplans ist es auch, zusätzlichen Flächenverbrauch zu begrenzen. Auch dieses Ziel wird nicht erreicht. Durch die geplante Osttangente mit den damit verbundenen Anschlussstellen, Versorgungsflächen und Schallschutzflächen wird gemäß Schreiben des Bayerischen Staatsministeriums des Innern vom 8.6.2015 an die Landtagsabgeordnete Christine Kamm, eine Fläche von mindestens 157 ha verbraucht. Die Region weist jedoch durch den 6-spurigen Ausbau der A8 und der Ansiedlung großer Gewerbegebiete und Logistikzentren etc. bereits einen hohen Grad an Bodenversiegelung auf. Die Existenzgrundlage vieler ortsansässiger Landwirte wird durch das Abtreten ihrer Grundstücke bedroht, eine Kleingartenanlage an der B2 in Friedberg wie auch ein großes, im Raum Aichach Friedberg intensiv genutztes Tierheim müssten weichen.
Das Ziel des BVWP, die Lebensqualität und die Lärmsituation in Regionen und Städten zu verbessern, wird nicht erreicht. Die Ortschaften Stätzling und Derching, sowie die St. Anton Siedlung im Augsburger Osten sind bereits jetzt durch die 6-spurige Autobahn A 8 durch Lärm und Abgase massiv belastet und wären durch den Bau der 4-spurigen Osttangente einer erheblichen Mehrbelastung ausgesetzt.
Außerdem ist die Umweltbewertung als äußerst kritisch anzusehen. Die geplanten Abschnitte der Osttangente führen entlang und mitten durch geschützte Bereiche wie dem Augsburger Stadtwald, die Kissinger Heide, den Kissinger Bahngruben, Königsbrunner Heide sowie der Friedberger Au. Diese Gebiete wären durch den Bau und Betrieb der geplanten Osttangente ganz oder in Teilen unwiderruflich zerstört. Abgesehen davon befindet sich südlich von Augsburg eines der größten Trinkwasserschutzgebiete Europas, aus dem ungefähr 300.000 Menschen versorgt werden. Dasselbe gilt für die Brunnen der Gemeinde Kissing. Die geplante Osttangente würde ca. 10 km mitten durch dieses Gebiet führen. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass durch den Bau der Straße, Schadstoffemissionen der Fahrzeuge und durch Unfälle das Trinkwasser erheblich kontaminiert wird.
Die Schaffung von Biotobverbünden entlang des Lechs wird seit vielen Jahren intensiv verfolgt, um eine ökologische Brückenfunkton zwischen Alpenraum und Donauraum wiederherzustellen. Auch die Renaturierung des Lechs wird intensiv verfolgt, um bedrohten Arten eine Überlebenschance zu bieten. All diese Maßnahmen wären durch das geplante Projekt „Osttangente“ massiv gefährdet, wenn nicht sogar unmöglich.
Meiner Einschätzung nach ist auch die Kosten/Nutzen-Betrachtung unvollständig. Die Kosten für den Abriss von Brückenbauwerken entlang der AICH25, die sich noch nicht einmal amortisiert haben, wurden nicht berücksichtigt. Das Straßenbauamt Augsburg hat für den Bau der Trasse bis zu 210 Millionen Euro veranschlagt. Die Erfahrung zeigt, dass die Kosten im Nachhinein weit höher werden könnten. Die Kosten pro km sind sehr hoch und machen zusätzlich die Investitionskosten der heutigen Kreisstraße AICH25 mit über 25 Millionen Euro zunichte. Das ist eine massive Steuerverschwendung!
Viele Studien belegen, dass Wachstum nicht unbegrenzt möglich ist. Die natürlichen Ressourcen sind bereits jetzt ein knappes Gut und weiteres Wachstum wird dazu führen, dass wir unsere Lebensgrundlage verlieren. Die erwarteten Vorteile der Osttangente stehen nicht im Verhältnis mit den damit verbundenen Schäden in der Umwelt und der Lebensqualität.
Bitte leiten Sie meine Einwände zur Stellungnahme auch an das Bundesumweltministerium weiter.
Mit freundlichen Grüßen
C. T.