Archiv der Kategorie: Argumente

Argumente gegen die Osttangente.

Stellungnahme zur sogenannten OT-light

Im Frühjahr 2015 hatten sich eine Reihe von Politikern, u.A. MdL Tomaschko und MdB Durz sehr deutlich und öffentlich für die vierspurige OT engagiert. Nachdem erheblicher Widerstand in der Region gegen die OT aufflammte, wurde die OT-Light kreiert. Sie wurde unter erheblichen politischen Druck durch die örtlichen Räte gebracht und wurde unter viel beschworenen „politischen Hintergrundgesprächen“ mit „wichtigen Entscheidungsträgern“ propagiert.

Die OT-light  ist dennoch im Entwurf der Bundesregierung vom Oktober 2016 für die Ausbaugesetze nicht aufgenommen worden. Statt dessen wurde eine abgeänderte Osttangente in die Ausbaugesetze aufgenommen: Die Abschnitte 1 und 2 zwischen der A8 bei Derching und der B2 (Chippenham-Ring nördlich von Kissing) werden unverändert vierspurig ausgebaut. Die Abschnitte 3 und 4 zwischen  zwischen Kissing, westlich von Mering/St.Afra nach Königsbrunn/Oberottmarshausen zur B17 werden ebenfalls unverändert vierspurig ausgebaut. Es besteht hier aber die Option auch nur dreispurig zu bauen. Der Abschnitt 4 wurde in der Dringlichkeit herabgestuft, er erhält aber Planungsrecht. Das bedeutet, dass Bund und Freistaat die Planung auch für diesen Abschnitt starten können und das notwendige Geld dafür ausgeben dürfen.

Neuerdings wird von Politikern wie MdL Tomaschko auch gerne der Begriff  Osttangente vermieden und stattdessen beschönigend von B2-Neu gesprochen. Das klingt natürlich besser, da hiermit suggeriert wird, es handle sich um eine rein lokale Lösung zur Verbesserung der Situation an der B2. Tatsache ist, dass sich an den Zielsetzungen im Bundesverkehrswegeplan nichts geändert hat und die Straße von überregionaler Netzbedeutung zur Entlastung der B17 konzipiert wird.

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Erklärung zum Beschluss des Margtgemeinderates Mering zur Ortsumfahrung Kissing vom 19.11.2015

Folgende Erklärung wurde beim letzten Organisationstreffen beschlossen, um dem Eindruck entgegen zu wirken, die Region sei einhellig für die Osttangente.

Stellungnahme des Aktionsbündnisses Keine Osttangente zum Beschluss des Meringer Marktgemeinderates zur Ortsumfahrung Kissing vom 19.11.2015

 

Seitens des Meringer Marktgemeinderates liegen jetzt zwei Beschlüsse vor, die sich im Zusammenhang mit dem Bundesverkehrswegeplan 2015 mit Straßenbauprojekten in der Region beschäftigen. Im Beschluss vom Frühjahr 2015 sprach sich der Gemeinderat mit deutlicher Mehrheit gegen die sogenannte Osttangente, eine 4-spurige, autobahnähnliche Bundesstraße zwischen B17 und A8 aus. Am 19. November beschloss der Gemeinderat mit Bezug auf die Verkehrsprobleme in Kissing, einer Ortsumfahrung von Kissing zuzustimmen, die westlich der Bahn bei Mering/St. Afra vorbeiführt und auf die Staatsstraße nach Königsbrunn mündet. Dieser Beschluss wurde unter dem Vorbehalt gefasst, dass „kein autobahnähnlicher Ausbau“ erfolgen darf. Damit wird ein 3- oder 4- spuriger Ausbau abgelehnt. Mit diesem Beschluss wurde erneut seitens des Gemeinderates einer betroffenen Gemeinde klargestellt, dass die im Bundesverkehrswegeplan beantragte Osttangente abgelehnt wird. Damit haben sich insgesamt fünf der Stadt- und Gemeinderäte der betroffenen Gemeinden gegen die Osttangente ausgesprochen. Neben Mering sind dies Oberottmarshausen, Königsbrunn, Merching und Schmiechen. Der Augsburger Stadtrat hat bisher keine Position bezogen. Nur Kissing und Friedberg stimmten dafür. Von einer einheitlichen Zustimmung der Region zur Osttangente kann daher keine Rede sein. Das Aktionsbündnis ist ausdrücklich für eine Entlastung der B2-Anlieger in Kissing. Wir befürchten allerdings, dass durch die vom Meringer Gemeinderat vorgeschlagene Variante ein schleichender Einstieg in die 4-spurige Osttangente erfolgt, insbesondere auch ein 4-spuriger Ausbau der AIC25 geplant ist. Das lehnen wir im Hinblick auf Naturschutz, Naherholung, Trinkwasserversorgung, Landwirtschaft, Bodenversiegelung und verkehrstechnisch ungelöster Fragen ab.

 

 

Alternativen zur Osttangente

Welche Alternativen gibt es zur Osttangente ?

Unser Verein hat in einem Workshop unter reger Beteiligung vieler Mitglieder Alternativen zur Osttangente entwickelt. Wir lehnen einen weiteren Ausbau von Schnellstraßen in der Region ab, sei es die neue Osttangente oder ein durchgehender Ausbau der B17. Statt dessen sollen neue Mobilitätskonzepte umgesetzt werden. Auch muss auf bundespolitischer Ebene ein Umdenken stattfinden und mehr in den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) der Bahn und der Fahrradschnellwege investiert werden. Das Netz des ÖPNV muss erweitert werden und mit höheren Taktraten, besserer Taktabstimmung, höherem Platzangebot, niedrigeren Preisen und einheitlichem Tarifsystem attraktiver gestaltet werden. Besondere Bedeutung hat dabei die Achse Landsberg-Augsburg entlang der B17 sowie die Verbindung Königsbrunn-Mering, um diese Straßen zu entlasten. Die dafür notwendigen Investitionen sollen auch durch eine Neuausrichtung des Bundesverkehrswegeplanes erfolgen. Dieser müsse dahingehend reformiert werden, dass der Bund sich von seiner auto-orientierten Politik abwendet. Statt dessen muss er eine moderne Mobilitätspolitik entwickeln und sich an der Finanzierung lokaler Verkehrsvorhaben stärker beteiligen.

Eine wichtige Komponente moderner Verkehrspolitik sieht das Bündnis darin, dass die Güter wieder von der Straße auf die Bahn verlagert werden. Andere Länder wie Österreich und die Schweiz haben dies in den letzten Jahren vorgemacht. In Deutschland hingegen nehmen die Lkw-Fahrten drastisch zu, während die Bahn ihre Güterverteilzentren schließt. Wir fordern daher, die Bahn wieder günstiger zu machen, den Bahngüterverkehr auszubauen und bei Neuansiedlung von Logistikzentren und Industrie zwingend einen Bahnanschluss vorzuschreiben.

Besonders wichtig  ist die Entwicklung eines regionalen Fahrradschnellwegenetzes. Damit sollen Fahrten von Berufspendlern und Besorgungsfahrten leichter mit dem Rad möglich sein. Viele Studien zeigen, dass das Fahrrad eine gute Alternative zum Auto ist und von den Menschen angenommen wird, wenn die Fahrradwege sicher und attraktiv gestaltet werden und im Winter geräumt werden. So hat es Kopenhagen geschafft, dass 50% des Individualverkehrs mit dem Fahrrad erfolgen, was zu einer wesentlich höheren Lebensqualität in einer Stadt geführt hat, die am Autoverkehr zu ersticken drohte. Besonders die hohe Akzeptanz von E-Bikes zeigt, dass die Menschen gerne Fahrrad fahren und hier ein großes Potential geweckt werden kann. Wir fordern daher, dass ein regionales Fahrradschnellwegekonzept entwickelt wird, welches Augsburg und die angrenzenden Landkreise umfasst. Siehe hierzu auch eine interessante Kurzexpertise von Greenpeace mobilitaet-expertise-verkehrssicherheit.

Ein großes Problem sehen wir in der Ansiedlung von Logistikzentren, Industrie und Großgewerbe entlang der Schnellstraßen. Dies führe zu einer Zersiedelung der Landschaft, zum Aussterben von Ortskernen, zu hohem Flächenverbrauch und letztendlich zu mehr Verkehr, der dann noch mehr und breitere Straßen benötige. Dadurch wird sich das Bild unserer Heimat drastisch verändern, und Naturschutzgebiete und Naherholung zerstört werden. Wir befürchten, dass die Osttangente genau zu diesem Effekt führen wird. In einer Region mit Vollbeschäftigung ist es nicht notwendig, noch weitere prekäre Arbeitsplätze zu schaffen. Etwas anderes ist es, wenn sich kleine, lokal agierende Betriebe ansiedeln bzw. erweitern wollen. In diesem Zusammenhang fordern wir eine Reform der Gemeindefinanzierung, denn es könne nicht sein, dass Gemeinden wichtige Einnahmen nur aus der Gewerbesteuer generieren können und dadurch gezwungen werden sich mit immer neuen Gewerbegebieten untereinander Konkurrenz zu machen. Die von der Staatsregierung beschlossene  Aufhebung des Anbindegebotes wird abgelehnt, da dies zu einer zunehmenden Ansiedlung von Gewerbezentren entlang der Schnellstraßen führen würde. Statt dessen wird eine Nachverdichtung der Gewerbeflächen gefordert. Die Initiative  für einen Volksentscheid zum Thema Flächenverbrauch „Betofflut eindämmen“, wird ausdrücklich begrüßt.

Unser Verein fordert vernüftige Lösungen für lokale Problemschwerpunkte. Die Probleme von Anliegern der B2 in Mering/St. Afra, Kissing und der B300 in Friedberg werden ausdrücklich ernst genommen. Sie können aber nicht durch den Bau einer neuen Schnellstraße gelöst werden. Dies wird keine wirkliche Entlastung bringen, zu weiterem Verkehr führen und andere Bevölkerungsschichten massiv belasten. Lösungen für die Probleme gibt es schon länger, diese wurden aber von den Gemeinden aus Kostengründen bisher abgelehnt. Auch deshalb, weil sie die Maßnahmen selbst finanzieren müssen, während eine neue Schnellstraße vom Bund finanziert wird. Wir schlagen  folgende Maßnahmen zur Entlastung der Problemstellen vor: Tempolimit 30 km/h, Flüsterasphalt, Schallschutzwände, besser getaktete Ampelschaltungen, Nachtfahrverbote für Lkw, keine Gewerbeansiedlungen, wenn dies zu deutlichen Verkehrszunahmen an den bestehenden Problemzonen führt sowie eine zumindest zeitweise gegenläufige Einbahnregelungen B2/Auenstraße in Kissing. Auch sollten sich Bund und Länder stärker an der Finanzierung beteiligen, damit die Gemeinden nicht gezwungen werden, Großprojekte mit zweifelhafter Entlastungswirkung zu unterstützen. Wir können uns auch Untertunnelungen von Problemstellen (z.B. in Kissing) vorstellen oder zumindest Tieferlegungen von bestehenden Straßen wie z.B. in Lagerlechfeld. Dies ist heute technisch auch in grundwassernahen Gebieten möglich und wird bereits praktiziert. Die Kosten für eine Untertunnelung von Kissing würden einer Größenordnung liegen, die allein für die Planungen der Osttangente ausgegeben werden. Neben der Entlastung bietet eine solche Lösung auch neue oberirdische Entwicklungsmöglichkeiten für die Gemeinden und kommt allemal billiger als eine Schnellstraße mit zweifelhafter Entlastungswirkung.

Die bisherige Verkehrspolitik, die im wesentlichen Verkehrsminister Dobrindt zu verantworten hat und jetzt von der neuen großen Koalition fortgeführt wird, ist ein großer Rückschritt und viele namhafte Verbände, wie der Bund Naturschutz, haben sich dagegen ausgesprochen. Abgasskandal und Bundesverkehrswegeplan – beides zeigt, dass wir in Deutschland eine gescheiterte Verkehrspolitik haben, die nur auf Wachstum des Autoverkehrs und auf noch mehr Straßen zu Lasten der Gesundheit der Menschen und der Natur abzielt. Wir machen mit der Entwicklung regionaler Alternativen einen ersten wichtigen Schritt, um der Öffentlichkeit aufzuzeigen, dass es vernünftige Alternativen gibt.

 

 

 

 

 

 

Verkehrsaufkommen in der Region

Dank der Recherchearbeit von Joseph Metzger von der Aktionsgemeinschaft Lechallianz e.V., basierend auf offiziellen Zahlen aus dem Jahre 2010, geben wir hier die Ergebnisse offizieller Zählungen des Verkehrsaufkommens in der Region an.  Die Zahl zur AI25  für 2015 stammt aus der regionalen Presse.

 

Straße Jahr 2010 2015
Durchn. Fahzezuge pro Tag Durchn. Fahzezuge pro Tag
AIC 25 A8 bis Derchinger Str. 18000
AIC 25 Derchinger-Stätzlinger Str. 16000
AIC 25 Stätzlinger -Ausfahrt Friedberg-West 17000
AIC 25 Ausfahrt Friedberg-West bis B300 32000
AIC 25 durchschnittlich 25000
B2 Merching bis Mering 11200
B2 Mering AIC 12 bis Mering L 2380 11000
B2 Mering L 2380 bis Mering L 2052 16700
B2 Mering L 2053 bis Kissing Süd 17900
B2 Kissing Süd bis Nord (Kreisverkehr) 19000
B2 Kissing Nord bis Stadtgrenze Augsburg 19700
B 300 FDB K25 bis FDB Wulfertshauserstr. 14300
B 300 FDB-Wulfertshauserstr.-Dasing A8 11600
A8 Dasing-Friedberg 67300
A8 Friedberg-Augsburg-Ost 70000
A8 Augsburg-Ost-West 78500
A8 Augsburg-West-Neusäß 61500
A96 Landsberg West bis Nord 48000
A96 Landsberg Nord bis Ost 57200
Quelle: B2,B300,A8,96 B2, B300, A8, A96
Quelle: AIC 25 AIC25
 Quellen 2015 Quelle 2015. aus diversen Zeitungsartikeln

Milchmädchenrechnung in Ried?

Einige Gemeinderatsmitglieder in Ried vertreten die Ansicht, dass die geplante Osttangente die Verkehrsführung zwischen Mering und Odelzhausen, die derzeit durch den Ortskern von Ried geht, entlasten könnte (siehe dazu die Pressemeldung vom 27.5.2015 in der Friedberger Allgemeinen).

Eine differenzierte Betrachtung dieser Behauptung kommt zum gegenteiligen Ergebnis.

Die Strecke zwischen dem geplanten Kontenpunkt bei Mering und dem Autobahnanschluss Odelzhausen über Ried beläuft sich auf ca. 20 km. Die Strecke über die neue Osttangente nach Derching und dann über die A8 nach Odelzhausen beträgt in etwa das doppelte, d.h. ca. 40 km.

Ried

Besonders für LKW ist daher die Abkürzung über Ried nach Odelzhausen sehr attraktiv. Hier ist nämlich zu berücksichtigen, dass die gesamte Strecke über die Osttangente und die A8 mautpflichtig sein wird, so wie es bereits jetzt schon die B17 zwischen Landsberg und Augsburg ist. Das ergibt je nach LKW-Typ und Schadstoffklasse entsprechend den aktuellen Mauttabellen Kosten für die einfache Strecke zwischen 5 und 8,5 Euro (12,5 Cent bzw. 21,4 Cent pro km nach den aktuellen Toll-Collect Tarifen). Rechnet man Hin- und Rückfahrt, so kommt man auf 10 bzw. 17 Euro. Dazu kommen eingesparte Benzinkosten von 7 bzw. 14 Euro (Verbrauch 30 Liter/100km, Preis 1,20 Euro/Liter). Insgesamt ergibt sich eine Ersparnis von 17 Euro für die einfache Fahrt und 34 Euro für die Hin- und Rückfahrt bei etwa gleichem Zeitaufwand. Diese nicht unerheblichen Beträge werden dazu führen, dass viele LKWs über die direkte Strecke zwischen Mering über Ried nach Odelzhausen fahren.

Ferner wird nach den Aussagen von Herrn Fritsch vom staatlichen Bauamt Augsburg die Osttangente neuen Verkehr ‚ansaugen‘ (wir erinnern an die Idee zusätzliche gut angebundene Gewerbegebiete auszuweisen) und auch hier wird sich zumindest der LKW Anteil über die direkte Verbindung nach Odelzhausen wälzen. Die Rieder Bürger werden also mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich mehr Verkehr durch ihren Ort bekommen und nicht weniger. Alles in allem also eine Milchmädchenrechnung.

Kurzer Weg zur Autobahn

Auf der Gemeinderatssitzung am 26.3.2015 führte Bürgermeister Kandler als Hauptargument für die Osttangente an, dass man dann nur noch 10 Minuten von  Mering zur A8 benötigen würde. Diese Angabe ist definitiv falsch. Aktuell ist der Knotenpunkt für Mering kurz vor der Staustufe 23 geplant (in Höhe der Tierkörperverwertungsanstalt). Damit müssen Meringer mindestens 2 Ampelkreuzungen queren, bevor sie auf die Straße nach Königsbrunn gelangen und dann noch ca. 2 km bis zum Knotenpunkt fahren. Danach sind es dann immer noch ca. 18 km.  Realistisch muss man mit einer Fahrtzeit von 15 – 20 Minuten rechnen – eine nur unwesentlich kürzere Zeit wie bisher. Weiterhin muss man fragen, ob Meringer Bürger wirklich so oft auf die A8 bei Derching fahren, dass man ihnen ein derartiges Großprojekt vor ihrer Haustür mit dem Argument des Zeitgewinns zumuten kann.

Entsprechende Argumente gelten natürlich analog für die Ortschaften Schmiechen, Merching, Kissing und Friedberg.